Das erste Highlight in Rio Tranquilo am riesigen General Carrera See (der argentinische Teil davon heißt Buenos Aires See) sind die Marmorhöhlen. Andere Reisende haben uns ein Bild davon geschickt und wollten dieses Phänomen unbedingt selbst sehen.
Wir buchen gleich auf dem Campground eine entsprechende Schiffstour und müssen hierfür früh aufstehen, denn die Morgensonne ist bei dieser Attraktion wichtig.
Wir haben auch Glück und nach etwa 30 Minuten Fahrt kommt immer wieder mal die Sonne raus. Erste Anlaufstelle sind zwei Schiffswracks aus einer Zeit, als der See noch nicht durch eine Strasse erschlossen war und es hier nur Schafzucht und ein wenig Bergbau gab. Dann kommen die sogenannten Marmorhöhlen. Es handelt sich dabei um unterspülte Küstenfelsen, die teils sehr bizarr geformt und fotogen marmoriert sind. In einige der Höhlen fährt unser Schiff sogar hinein. Ein wirklich ungewöhnliches und sehenswertes Errosionsphänomen. Es gibt auch sehr großen Felsen, die frei im Wasser steht und so unterhöhlt sind, dass man sich wundert, dass das Ganze nicht längst unter seinem Eigengewicht zusammengestürzt ist. Nach kurzweiligen 3 Stunden hat der Wind erheblich aufgefrischt und es geht über den aufgewühlten See zurück nach Rio Tranquilo. Wir freuen uns sehr, die Marmorhöhlen endlich selbst gesehen zu haben.
Nach fünf Nächten auf dem Campground haben wir einen zweiten Termin. Wir wollen zum Gletscher. Besser gesagt auf den Gletscher und in den Gletscher. Hierfür fahren wir morgens mit einem Veranstalter etwa eineinviertel Stunden nach Westen zum Exploradores Gletscher, einem der etwa 40 Gletscher des nördlichen Eisfeldes (die beiden patagonischen Eisfelder gehören zu den größten Süßwasserreserven der Erde). Dort wandern wir erst auf schmalen schlammigen Wegen über Stock und Stein durch einen kleinwüchsigen Wald, dann bergauf und bergab über das Moränenfeld des Gletschers (hauptsächlich große, aufgehäufte Steinhaufen) und mit fliessendem Übergang immer öfter über blanke Eisstellen auf den Gletscher. Dort ziehen wir alle die mitgebrachten Steigeisen an und schon geht es im Gänsemarsch für zwei Stunden auf das zerfurchte Eis. Speziell hier sind wir ganz froh über unsere Wanderstöcke. Der Gletscher ist insofern eine Besonderheit, als er auf einer so niedrigen Meereshöhe liegt, dass es fast nie schneit, sondern immer nur auf ihn regnet. Dadurch gibt es keine versteckten Spalten und das Laufen auf dem Gletscher ist nicht sonderlich riskant. Unsere sympatischen Guides, Marie und Javier, vermitteln uns Hintergrundinformationen zu dem Gletscher, der, wie viele andere auch, alarmierend schnell an Größe verliert. Sein Oberflächen-Schmelzwasser gräbt sich immer wieder Höhlen durch das Eis und in zwei dieser Höhlen dürfen wir einige Meter hineingehen. Das ist richtig cool! Aufgrund des Andrangs auf dem Gletscher haben wir dafür leider jeweils nur wenig Zeit. Gegen Abend um 18 Uhr kommen wir ziemlich platt aber zufrieden zum Campground zurück. Ein eindrucksvoller Ausflug!
Nach
sechs Tagen auf dem Campground wird es wieder Zeit, die Segel zu
setzen. Wir fahren mit zwei Übernachtungen weiter Richtung Norden
nach Coyhaique und Puerto Aysen.
Just in Puerto Aysen vollzieht
sich ein Wunder und wir werden ganz überraschend zu Oma und Opa. 🙂
Dann geht es weiter, durch eine inzwischen (wie Monika es nennt) liebliche Landschaft mit bewaldeten Bergen und Seen nach Puyuhuapi, wo wir eine Nacht am Meeresufer verbringen. Die Carratera Austral ist endlich geteert. Sehr angenehm. Allerdings haut die Carretera dann wieder unverhofft einen ungeteerten 20km Pass dazwischen, der einem die Zornesröte ins Gesicht treibt. Sehr schlechte, schmale Strasse, viel Verkehr und Staub wie Sau. Irgendwann taucht eine 6- oder 7-köpfige Familie auf Fahrrädern aus dem Staub auf. Dazu, wie verrückt das ist, fällt mir echt nix mehr ein.
Kurz vor Puyuhuapi wollen wir eine Wanderung zu einem Hängegletscher mit Wasserfall machen, aber der aufgeblasene Ranger verweigert uns den Eintritt, weil wir die Wanderung bis zum Schliessen des Parks nicht schaffen würden. Nachdem Monika den guten Mann in ihrer bekannt liebenswürdigen Art zur Weisglut getrieben hat, ist diese Wanderung für uns gestorben, denn hier kommen wir sicher nicht mehr rein, solange dieser Ranger lebt. Nächster Ziel ist Chaiten, denn wir wollen versuchen, von dort mit der Fähre hinüber auf die Halbinsel Chiloe zu kommen. Obwohl wir von überall her hören, dass diese Fähren immer ausgebucht sind, könnten wir am nächsten Tag mitfahren. Wir entscheiden uns allerdings, hier noch drei Tage zu verbringen. So bleibt uns Zeit hier noch ein wenig zu wandern und zu entspannen. Es soll noch zwei Tage schön sein, das Thermometer klettert auf fast 30 Grad. Wir fahren zum herrlichen Playa Santa Barbara, an dem man frei stehen kann. Am ersten Tag faulenzen wir ausgiebig am Strand,
am nächsten Tag machen wir zwei Wanderungen im Pumalin Park, der auf ein am Anfang16.000 Hektar großes Naturschutzprojekt des North Face und Esprit Mitbegründers Douglas Tompkins zurückgeht. Der Park hat inzwischen 290.000 Hektar (so groß wie das Saarland und Hamburg zusammen) und ist der größte private Park in Chile. Mit seinem Projekt wollte Tompkins, der 2015 durch einem tragischen Kajakunfall auf dem General Carrera See starb, den Alerca Baum vor dem Aussterben bewahren. Generell soll hier das größte zusammenhängende Waldgebiet mit gemäßigtem Regenwald in Chile geschützt werden. Im Park wandern wir zunächst zu einem Gebiet mit bis zu 3.000 Jahre alten Alerca Bäumen, die alle 10 bis 20 Jahre nur einen Zentimeter wachsen.
Danach geht es noch zu zwei kleinen Wasserfällen. Beide Wanderungen führen teils über Holzplankenwege, hinauf und hinunter, durch feuchte Gebiete und dichtesten Wald. Alle Bäume sind bis weit hinauf von Moos bewachsen. Es gibt viele Farne und Bambus. Die Wege sind wunderschön und das Ambiente ist irgendwie märchenhaft.
Am späten Nachmittag sind wir zurück am Strand. Es regnet die ganze darauffolgende Nacht. Am Dienstag, den 25.2. morgens um 6:30 finden wir uns am Fährhafen ein und können sofort auf die Fähre. Wir bleiben einfach in der Kabine und verschlafen die 4-stündige Fahrt hinüber nach Quellon auf der Insel Chiloe. Als wir ankommen, scheint die Sonne. Wir laufen ein wenig durch den Ort und haben das Gefühl, endgültig zurück in der Zivilisation zu sein. Das wilde Patagonien liegt hinter uns. Von Quellon aus fahren wir noch einen Katzensprung nach Süden, denn hier ist offiziell der Kilometer 0 der Panamericana. Diese beginnt hier und geht mehr als 21.000 km nach Norden bis Anchorage, Alaska. Der letzte unserer Meilensteine ist erreicht. Wir bleiben auf einem Campground gleich neben dem Monument. Der Platz ist voller Obstbäume. Der Besitzer kämpft mit der Zwille (Steinschleuder) einen aussichtslosen Kampf gegen eine Horde von frechen grünen Papageien, die sich mit dem üblichen lautem Geschrei an seinem Obst gütlich tut. Ein Goliath gegen viele Davids. 🙂
Auf dem weiteren Weg nach Norden passieren wir den netten Ort Chonchi, sowie auf dem Weg nach Castro 4 der etwa 150 Holzkirchen von ab der Mitte des 18. Jhdts., die auf den Inseln hier erhalten sind. 16 davon sind Weltkulturerbe. Die Kirchen mit ihrem sehr eigenen Baustil wurden durch Jusuiten und Franziskaner Missionare initiiert, sind basierend auf Schiffsbautechniken komplett aus Holz gebaut, innen sehr einfach und fast schon heimelig.
In Castro machen wir einen Spaziergang durch die Stadt und übernachten dann auf einem Aussichtspunkt gegenüber des Ortes.
Es geht weiter hoch, hinüber aufs Festland, vorbei an Puerto Montt (Anfang der Carretera Austral und Anlaufpunkt für deutsche Siedler so um 1850, die damals sogar vom chilenischen Präsidenten persönlich begrüßt wurden, als es hier noch keine Strassen gab) und weiter nach Puerto Varas, wo wir durch den Ort bummeln. Es folgt ein Wasserfall am Todos Los Santos See, an dessen Ende wir am Ufer übernachten. Am Morgen geht es kurz hoch zur Talstation des Liftes am sehr schönen Osorno Vulkan
dann wandern wir zu den Las Cascadas, einem ansehnlichen Wasserfall am Ende einer wilden, eingewachsenen Schlucht.
Wir enden in Valdivia, einem größeren Ort am Meer, wo wir zwei Nächte bleiben. Am zweiten Abend besuchen wir das Noche Valdivia Fest. Im Uferbereich der Stadt geht es zu wie auf dem Oktoberfest. Angeblich kommen mehr als 100.000 Leute für das Fest in die Stadt. Es gibt einen Markt am Meer, abends ziehen Themenschiffe am Ufer entlang (fast wie Faschingswagen, nur auf dem Wasser), gegen Mitternacht gibt es noch ein beachtliches Feuerwerk. Nach zwei Kunstmann Gran Torobayo (gutes Bier!) Absackern auf dem Nachhauseweg im El Bunker (!) haben wir dann die notwendige Bettschwere. Auf dem Weg zurück zum Campground laufen wir an gefühlt 50 großen Bussen vorbei, die hauptsächlich Familien aus dem weiten Umland zu diesem Fest gebracht haben.
Weiter geht es zur Therme Geometrica. Hier sind in eine malerische, enge Schlucht etwa 20 Becken mit heißem Thermalwasser in die urweltliche Landschaft integriert. Wir aalen uns mehrere Stunden in den verschiedenen Becken (von 35 bis 41 Grad). Das ganze Ambiente ist wie aus dem Dschungelbuch. Teuer, aber wunderschön.
Wir enden in Pucon am Ende des Lago Villarica. Von hier aus werden Trecks hinauf zum Krater des Villarica Vulkans organisiert. Ich buche eine Tour für den übernächsten Tag. Der Ort gefällt uns sehr gut, er ist touristisch, aber überschaubar und mit nettem Flair. An Zebrastreifen wird anstandslos gehalten. Das Strassenbild ist geprägt von jungen Backpackern. Es gibt einen attraktiven schwarzen Sandstrand wo man herrlich baden kann. Hier auf dem Campground treffen wir noch einmal Suly, vermutlich zum letzten Mal.
Hier sind wir im bekannten Gebiet der „Siete Lagos“, der sieben Seen unterwegs, vielleicht die beliebteste Urlaubs- und Wandergegend in Chile. Die Seen sind eingebettet in grün bewaldete Berge, aus denen immer wieder Vulkankegel herausragen.
Meine Tour auf einen der aktivsten Vulkane Chiles, den 2.840m hohen Villarica (letzter Ausbruch 2015): morgens um 5:45 mache ich mich auf den Weg zum Summit Chile Veranstalter. Die Kritiken der Leute, die die Vulkan-Tour gemacht haben sind nahezu euphorisch. Bin mal gespannt. Mindestens gibt es eine Menge Ausrüstung: Schuhe, Hose, Jacke, Gamaschen, Wanderstock, Steigeisen, Eispickel, Handschuhe, Helm, Gasmaske, Plastikrutscher und eine sogenannte „Windel“. Ich werde die Chicken-Variante der Besteigung machen und die ersten 400Hm der 1.400Hm Tour mit dem Sessellift fahren. Die ganze Truppe, 11 Kunden und 4 (!) Guides fährt hoch zur Liftstation. Alle fahren mit dem Lift. 🙂
Oben angekommen geht es erst durch Lavafelder hinauf, bis zum Gletscher. Dort werden Steigeisen angelegt und dann geht es steinschlaggefährdet immer steiler den Kegel hinauf. Es ist für die Jahreszeit ungewöhnlich warm und sonnig. Da der Vulkan oben schneefrei ist, müssen wir am Ende nochmal 20 Minuten durch scharfkantige Lava bis zum Kraterrand hinauf. Aktuell gibt es kaum giftige Gase, deshalb brauchen wir die Gasmasken nicht zu tragen. Da der Vulkan die höchste Erhebung in der Gegend ist, ist die Aussicht entsprechend. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den Vulkan Lanin. Dieser ist mit 3.776m fast 1.000m höher als der Villarica und steht genau auf der Grenze zu Argentinien. Somit schliesst sich hier ein Kreis, denn Weihnachten hatten wir ganz in der Nähe, nur auf der anderen Seite der Grenze in Bariloche verbracht. Während wir in den Schlund hinuntersehen, kommt aus diesem immer wieder mal ein tiefes, dumpfes Grollen. Das klingt ziemlich beeindruckend und ein wenig furchteinflösend, aber gottseidank wecken wir den Riesen nicht auf. Es gibt die oblgatorischen Gipfelfotos, dann geht es wieder hinunter zum oberen Ende des Schnees. Und jetzt kommt der Clou: wir rodeln den Gletscher entweder nur auf der Windel oder auf dem kleinen Plastikrutscher (je nach Steilheit) wieder hinunter. Gebremst wird mit dem Eispickel. Der erste Hang ist so steil, dass alle ein wenig Muffe haben. Es wird dann auch ziemlich schnell, aber mit ausreichendem Auslauf geht alles gut. Am Ende jeder Strecke gibt es einen Menschenauflauf, denn die ganze Truppe rauscht unter Gejohle immer in die unten bereits Angekommenen hinein (wie beim Rodeln von der Drehhütte). Es hat generell wenig Schnee, so hangeln wir uns unterhalb des Gletschers durch kleine Fußmärsche von Schneefeld zu Schneefeld und fahren ab, so weit es irgend geht. Am Ende sind wir alle naß und von der schwarzen Asche ziemlich schmutzig. Eine Mordsgaudi, wenn auch nicht ganz ungefährlich und in Europa wohl undenkbar. Alles in allem eine spektakuläres Erlebnis.
Weiter geht es in einer Schleife nach Norden zum NP Conguillio, der vom malerischen Vulkan Llaima beherrscht wird. Hier übernachten wir an der Laguna Verde, deren Wasser bei entsprechendem Lichteinfall durch dort lebende Algen grün leuchtet.
Am nächsten Tag wandern wir um einen kleinen See und dann zum Sierra Nevada Mirador, letzteres eine vierstündige Wanderung 600m hinauf durch einen exotischen, wunderschönen Wald. Der Weg ist zunächst gesäumt von uralten Laubbäumen und Bambus und weiter oben laufen wir durch einen urweltlichen Araucarien-Wald. Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Blick auf den Llaima. Eine unserer schönsten Wanderungen überhaupt!
Ab hier verlassen wir das Seengebiet und wir kommen langsam auf die Zielgerade…
Liebe Monika und Georg,
herzlich Willkommen in Karlsfeld.
??
Hallo Monika, hallo Georg
Es ist immer wieder toll Eueren Reiseberichten zu folgen und vor allem die schönen Bilder zu genießen! Herzlichste Glückwunsche auch von uns zum Enkelkind und der damit verbundenen “Beförderung” in den Großeltern-Status.
Die Nachrichten aus D werdet Ihr wahrscheinlich mit verfolgen, es ist einfach alles unfassbar. Auf der einen Seite das Virus, aber leider entwickeln sich auch täglichen Leben die Dinge sehr skurril. Hier werden mit Hubschrauber Wanderer in den Bergen vefolgt, sowas gab´s glaub ich nicht mal in der DDR….
Hängt noch ein paar Monate drann, hier verpasst Ihr nichts!
Grüße von Conny, Eric und Maik
Liebe Monika und Georg
Herzlichen Glückwunsch an die weltreisenden Großeltern!!!
Wir freuen uns auf euch.
Liebe Grüße
Liz und Harry
Lieber Georg, liebe Monika
was werden wir nur tun, wenn ihr am Ende der Zielgerade und dann wohl auch beim letzten Blog angelangt seid. Unvorstellbar auf eure interessanten, schon fast literarisch zu nennenden Eintraege und super tollen Fotos verzichten zu muessen. Allerdings wird das dann hoffentlich durch persoenliche Erzaehlungen und Berichte bei Kaffee, Kuchen und dem ein oder anderen Glaesschen kompensiert werden.
Hier in “good old Europe” werden die durch Corona ( not Budweiser ! ) getriggerten Aktionen immer skuriler……
Heute konnten wir Lena noch in den Flieger nach NYC setzen, aber ab Morgen ( Freitag 13ter, kein Joke ) herrscht erstmal fuer 30 Tage ( und wohl laenger ) ein Einreiseverbot fuer Europaer nach USA. Mein Trip nach SFO kommende Woche und unser Family Trip an Ostern sind somit auch gestoppt…… Wir hoffen nur, dass sich unsere Plaene fuer Afrika nicht auch noch in “Luft aufloesen”. The world is in panic mode !
Vielleicht solltet ihr einfach noch einige Monate drauf legen ( auch wenn’s Enkelkind ruft; zu dem wir euch aber vielmehr Anna und Tobi, von Herzen gratulieren ) ! Gehabt euch wohl und genießt jeden Moment. Wann immer ihr dann landet, wir freuen uns auf euch. Liebe Grueße !