Eine kleine Frage zu Beginn: was ist des Australiers liebste Wochenend-Beschäftigung nach dem Angeln? Genau: Rasenmähen! Wo immer hier Zivilisation herrscht, sind die Häuser ohne Zaun von englischem Rasen umgeben und der Hausherr fährt am Wochenende begeistert mit dem Aufsitzrasenmäher ums Haus (außer er ist beim Angeln).
Dies ist für mich angesichts der unglaublichen Wildnis hier in den Nationalparks ein witziger Gegensatz. Vermutlich die englischen Wurzeln. Andrerseits sind die Aussies sehr amerikanisch. Sie lieben es beim Camping möglichst groß. Beim Anblick von so manch einem Wanderzirkus kann man nur den Kopf schütteln.

Aber, zum Bericht…
Es wird wärmer und schwüler. Nach zwei Nächten an der Hideaway
Beach geht es weiter nach Norden.
Wir fahren hinauf in die Berge zu den Wallaman Falls, einem 270m Wasserfall im Girringun Nationalpark. Dort oben ist es etwas kühler, am Strand unten ist es inzwischen schwülwarm.
Die letzten 20km der Zufahrtsstraße (mittlerweile geteert) schlängelt sich verwegen durch den dichten Dschungel. Man fährt streckenweise wie durch eine grüne Schlucht. Die Aussicht auf den Wasserfall vom Lookout ist beeindruckend. Es gibt auch einen kleinen Steig hinab zum Fuß des Wasserfalles. Die Beschreibung warnt eindringlich davor, diese Wanderung zu unterschätzen („people died on this trail!“). Ich laufe den zugegebenermaßen nicht einfachen Pfad runter und mach ein paar Fotos.





Wir übernachten auf dem Campground vor Ort im National Park (was mich ein 20 Min. Telefonat kostet, denn vor Ort kann man nicht buchen). Morgens laufen wir noch zu einem Platz am Fluss, wo wir schön schwimmen gehen.


Am nächsten Morgen geht es wieder ans Meer und wir erleben zwei sehr schwüle Nächte bei Cardwell (abends 28 Grad im Auto bei 80% Luftfeuchtigkeit). Zu Monika’s Leidwesen darf man hier nirgendwo mehr baden, wegen der Salties, der Salzwasserkrokodile. Auf dem Campground treffen wir auf Grant, der mit zwei Dackeln ebenfalls in einem Explorer Motorhome unterwegs ist.



Auf dem Weg nach Tully sind Schwimmen im Cardwell SPA Pool und Besuch der Murray Falls Zwischenstationen.


Tully ist ein abgerissenes kleines Kaff mit einer großen Zuckermühle, wo wir auf dem Tully River raften gehen wollen, aber zu unserem Glück kommen am nächsten Tag nicht genug Leute zusammen, denn es ist dicht bewölkt und regnet immer wieder. Direkt bei Tully besuchen wir noch das Alligator’s Nest zum Schwimmen.



Jetzt geht es zum Patronella Park, dem Ergebnis des leicht verrückten Traumes eines spanischen Einwanderers. Dieser hatte ein großes Gelände an einem Wasserfall zu einem Spottpreis gekauft, um dort mit sehr viel Arbeit seine Vision eines kleinen Paradieses zu verwirklichen. Kein Zweifel, das ist ihm gelungen. Zu seinen Glanzzeiten zwischen 1930 und 1970 beinhaltete der Park einen kleinen Badesee am Wasserfall, einen Ballsaal (mit 1m Disco-Kugel, damals eine Sensation), ein Wasserkraftwerk (das bis heute den ganzen Strom für den Park erzeugt und seiner Zeit mehrere Jahrzehnte voraus war), ein Kino (in dem die aktuellsten Hollywoodfilme gezeigt wurden), ein Cafe, und, und, und… Das Ganze eingebettet in den Tropischen Regenwald. Nach einem Jahrhundert-Hochwasser, das 1976 große Teile des Parks zerstörte, wurde es ruhig um den Park und die Anlage wurde 40 Jahre nicht genutzt. In den 90igern wurde das Gelände von einem Paar wieder zum Leben erweckt. Die halb verfallenen und bewachsenen Bauten im Park entwickeln einen ganz eigenen, geheimnisvollen Charme und erinnern an verwunschene Ruinen aus einer viel älteren Epoche. Wir übernachten im angeschlossenen Campground und machen, neben der Tagesführung, auch die Nachtführung mit. Im wahrsten Sinne „traumhaft“.







Das Wetter soll jetzt zwei Tage ganz gut bleiben, also fahren wir zum Ausspannen zwei Tage in die Etty Bay, eine kleine, wunderschöne Bucht, in der man ausnahmsweise sogar baden darf. Das Wasser ist herrlich. Da Wochenende ist, wird die Bucht und der Campingplatz gut besucht. Nette Dreingabe hier ist, dass es einige der seltenen Kasuare (flugunfähige Laufvögel mit einem helmartigen Auswuchs auf dem Kopf, eine bedrohte Art) gibt, die tagsüber immer wieder durch den Campingplatz streifen. Die Viecher sind ziemlich beeindruckend, speziell wenn man wie Monika auf der Badedecke liegt und plötzlich solch ein Riesenvogel vor einem steht und die eigene Badetasche nach Essbarem durchsucht. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass diese Kasuare nicht ganz ungefährlich sein sollen.






Auf der Anfahrt nach Cairns sehen wir uns noch die Josephine Falls im Wooroonooran NP an und gehen an den Babinda Bolders schwimmen, wo wir uns auch den Devil’s Pool gleich etwas flussabwärts ansehen. Der Fluss hat sich hier sehr pittoresk durch einen Felsriegel gegraben, das dabei entstandene Geschlängel mit diversen Gumpen sieht sehr hübsch aus, ist aber zum Durchschwimmen wegen gefährlicher Unterwasserstrudel gesperrt (eine Liste der Todesfälle hängt zur Abschreckung aus).





Am Nachmittag erreichen wir Cairns.