Wenn man auf dem Navi die Strecke von Normanton nach Mataranka eingibt, kommt eine Strecke von etwa 1.550 km heraus. Wir fahren etwas direkter, etwa 1.250 km. Die längere Strecke ist die deutlich schnellere. Unsere ist abenteuerlicher, hat also, um es mit Loriot auszudrücken „mehr Lametta“ (Gruß an Winfried :).
Zunächst geht es relativ zivilisiert 250 km entlang des Golfs von Carpentaria, einer von Flüssen durchzogenen Ebene, in der die Ortschaften wegen der großen Sumpfgebiete und des großen Tidenhubs im Landesinneren liegen, nach Burketown.
Die Landschaft wechselt immer wieder von Savanne zu Steppe, mit oder ohne riesigen Ansammlungen von Termitenhügeln. Der Highway 1 erhält von mir den Beinamen „Straße der toten Kängurus“. Sehr oft sehen wir überfahrene Tiere am Straßenrand und beim Vorbeifahren fliegen Milane und Keilschwanzadler auf, die hier eine leichte, aber gefährliche Beute finden.




Unterwegs wollen wir uns eigentlich nur kurz den kleinen Leichhardt Falls Wasserfall ansehen, beschließen aber vor Ort spontan, auf dem Steinplateau direkt am Leichhardt River zu bleiben. Der Platz ist sehr idyllisch. Wir wandern über das Steinplateau zum kleinen, hübschen Wasserfall und erkunden die dahinter liegende kleine Seenlandschaft. Die Temperatur liegt bei über 30 Grad und die Gumpen und Becken im Fluss laden zum Baden ein. Allerdings sehen wir auch drei Krokodile, die sich am Ufer sonnen und sehen deshalb schweren Herzens von jeglichen Wasseraktivitäten ab. Es gibt neben vielen anderen Vögeln eine Gruppe von wunderschönen Bienenfressern und am Abend sehen wir eine Känguru Gruppe, die am Ufer der Flusses grast, jedoch nicht am Fluss trinkt!





Die letzten 70km nach Burketown gestalten sich ebenso unspektakulär wie der Ort selbst (die heiße Quelle am Ortseingang ist allerdings eine Erwähnung wert). Wir haben ja beschlossen, den Savanna Way weiter zu fahren und nicht wie die meisten Reisenden nach Süden auszukneifen. Ich tanke deshalb mit dem bisher mit Abstand teuersten Diesel (ca. 1,40 €/l) voll, denn ab jetzt sind auf absehbare Zeit Tankoptionen rar.

Unser nächstes Zwischenziel ist das Hells Gate Roadhouse (das Höllentor-Rasthaus), 180 km entfernt. Wider Erwarten ist die Strecke fast komplett asphaltiert, wodurch wir besser als erwartet vorankommen. Der Campground am Roadhouse ist überraschend schön und so übernachten wir gleich dort.




Man sagt, die Strasse bis zur Grenze des Northern Territory wäre schlecht, danach wird es besser. Totaler Quatsch! Der weitere Savanna Way nach Borroloola (320 km) verlangt uns und vor allem unserem Camper alles ab. Es gibt Piste mit Wellblech und dann wieder Piste mit abartigem Wellblech. Bei letzterem muss man etwa 80km/h Fahren, damit das angsteinflößende Gerüttel und Geholpere des Fahrwerks in ein unheilvolles Brummen übergeht. Und wehe man muss wegen einer Kurve bremsen oder die Strasse selbst wird richtig schlecht. Ich holpere also oft mit 25km/h dahin, die Einheimischen mit ihren Pickups fräsen mit ca. 100km/h vorbei, so dass man denkt, man wäre versehentlich in die Rallye Dakar geraten.

Das zehrt an den Nerven. Natürlich könnte man fragen: aber was habt ihr jenseits des Höllentors erwartet? Etwa 70 km vor unserem Zwischenziel bin ich nervlich am Ende und wir übernachten gleich nach einer Flussdurchfahrt ein paar Meter neben der Straße auf einer kleinen Anhöhe. Ich stelle die Starlink Antenne raus und so können wir trotz einsamster Gegend meiner Schwester zuhause auf der anderen Seite der Weltkugel zum Geburtstag gratulieren. Dies und der Sternenhimmel in der Nacht sind faszinierende Wunder!




Am nächsten Tag geht es nochmal 70km weiter und als wäre die schlimme Strasse nicht genug, begegnen wir gelegentlich auch noch Road Trains (bis 35m lang, bis 16 Achsen).


Wir erreichen Borroloola, eine Gemeinde der Aborigines. Der vorherrschende Baustoff ist Wellblech (nicht untypisch für das nördliche Australien). Geschäftsgrundstücke sind teilweise von hohen Zäunen mit Stacheldraht umgeben. Der Ort hat etwas Verlorenes. Wir sehen Kinder, die vor einem „Supermarkt“ mit Steinen eine Art Büchsenstapel-Umwerfen spielen. Überraschenderweise gibt es einen netten Campground und so bleiben wir den Rest des Tages dort und bringen endlich Bericht 7 unter Dach und Fach.



Die nächste Etappe führt etwa 360 km durch den jungen Limmen National Park. Die Straße ist, trotz Wellblech meist ganz ok und so fahren wir zunächst zur Southern Lost City (Western Lost City ist aktuell ganz gesperrt), wo es erodierte Sandsteinformationen gibt. Die Bilder, die wir gefunden haben wecken keine großen Erwartungen. Wieder mal eine Fehleinschätzung! Die Wanderung durch die bis etwa 20m hohen roten Türme ist voll von „Oh’s“ und „Ah’s“, sehr viel schöner als erwartet. Nach diesem tollen Erlebnis suchen wir uns wieder ein Plätzchen abseits der Straße zum Übernachten und verbringen eine sehr ruhige Nacht unter diesem unglaublichen Sternenhimmel.







Für Übernachtungen in den National Parks muss man online bei den Behörden einen Stellplatz buchen. Vor Ort geht nix. Bei meinen entsprechenden Bemühungen habe ich im Limmen NP in allen Camping Bereichen nur auf der Towns River Overflow Camping Area am Fluss einen Platz für 2 Nächte ergattert. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Park voller Camper sein muss. Aber: es ist sehr ruhig. Die meisten ausgewiesenen Campingplätze sind leer, werden also aktuell offiziell gar nicht angeboten.
Nun, wir finden einen schönen Platz direkt am Ufer der Camping Area zwischen lauter Anglern, denn wegen der Angelmöglichkeiten hier sind doch einige andere Locals vor Ort. Auf Touristen treffen wir hier im Park nicht.


Wir verbringen eine schöne Zeit hier, sehen uns das kleine Salti (Salzwasserkrokodil) an, das einige Meter von unserem Platz entfernt, seelenruhig am Ufer liegt, schauen einer etwa 2m langen Python zu, die im Fluss jagt und machen am Abend ein Feuer. Das große Salti (angeblich etwa 3,5m) von dem uns die anderen Camper berichten, sehen wir leider nicht.


Weiter gehts, dem Ende des Parks entgegen. Unterwegs haben wir noch nette Tierbegegnungen, halten nochmal an einem Camp an und sehen uns dort den Flusszugang an, der dicht bewachsen ist. Als wir in Ufernähe kommen, sind wir plötzlich umringt von hunderten von Schmetterlingen. Erinnerungen an Mexiko werden wach. Was für ein bezauberndes, lautloses Spektakel.



Die Strasse wird jetzt stellenweise wieder richtig schlecht und wir erreichen endlich Roper Bay, praktisch das Ende des Nationalparks.

Von hier gehts es noch 100km weiter westwärts nach Mataranka am Stuart Highway, der Australien in Nord-Süd-Richtung durchquert. Hier endet unsere Fahrt auf dem Savanna Way, der noch bis Broome im Westen weitergeht und insgesamt (Cairns – Broome) etwa 3.700km lang ist.

Am Montag, den 30.6. erreichen wir nach knapp 6.000 gefahrenen km Mataranka und freuen uns auf den Campground in der Nähe der Bitter Springs, einem warmen kleinen Fluss, in dem man baden darf. Nach den Tagen staubiger Fahrt ohne Services ist schon die Dusche ein Highlight. Der Campingplatz ist gut besucht, hier stehen sie wieder, die Trailer der grauen Nomaden („grey nomads“), wie die winterflüchtigen Rentner aus de Süden hier genannt werden. Nach der sehr ruhigen Zeit im Limmen NP ist das hier wieder Rummelplatz.Am Morgen des nächsten Tages besuchen wir die warmen Quellen. Ich erwarte nichts besonderes, in dieser Hinsicht haben wir ja schon einiges gesehen. Aber es gibt wieder eine positive Überraschung. Der kleine, warme Fluss (34 Grad), dessen Ufer von Palmen gesäumt sind, wirkt wie aus einem Märchenbuch. Man kann sich etwa 80 Meter im Fluss treiben lassen, läuft dann zurück zum Einstieg und macht das Ganze noch einmal (und nochmal, etc.) weil es so schön ist.



Hier endet der wieder mal laaange Bericht.
Hallo Ihr beiden!
Unglaublich illustrer Bericht und ebenso fantastische Bilder.
Eure Wellblechfahrten erinnern mich an die unsrigen in Afrika . Ich damals als „Copilot“ kurz vor dem Abheben.Josef hatte das flatternde Lenkrad in den Händen und ich die Geschwindigkeitsanzeige im Blick.
Übrigens, bei Salti 🐊 im Vorgarten würde ich die Schuhwahl überdenken 😵💫
Good luck und herzliche Grüße Doris
Liebe Monika, lieber Georg !
Seid ihr sicher nicht in Afrika zu sein ? Das Wellblech erinnert mich allzu sehr an unsere Tour 😂😉
Weiterhin fröhliches Ruetteln und bleibt auch immer von den Tümpeln fern !