In Whitehorse verlassen wir den Alaska Highway und fahren auf den Klondike Highway Richtung Dawson City.
Nach ein paar Kilometern Richtung Norden übernachten wir auf einem schönen kleinen Campground am Lake Laberge (Zu- und Abfluss ist der Yukon). In Whitehorse haben wir noch frischen Wildlachs gekauft und den grillen wir abends auf dem Lagerfeuer. Ein Festmahl…
Inzwischen ist es quasi immer hell, was eine gewisse Anpassung erfordert, denn man geht bei normalem Tageslicht und womöglich Sonnenschein schlafen.
Am nächsten Morgen haben wir eine nette Unterhaltung mit Pete aus Vancouver, der hier in der Gegend mit seiner Tochter für eine Woche mit dem Zelt herumgereist ist und der uns mindestens das erste Stück des Dempster Highways als lohnend ans Herz legt. Also machen wir 40 km vor Dawson City einen kleinen Abstecher auf den Dempster Highway, der seit letztem Herbst durch eine neue Strasse ab Inuvik bis ans Meer (Beaufort Sea) verlängert wurde (jetzt ~ 1.000 km). Zuvor konnte die Strecke ab Inuvik nur im Winter auf einer Strasse übers Eis befahren werden. Der Highway (Schotterstrasse) ist gut in Schuss und wir fahren noch bis zum Campground im Tombstone NP. Nach dem Park erhält man einen kleinen Eindruck von der Tundra, wo es keine Bäume mehr gibt, nur noch kleine Büsche, Moose und Flechten, das alles auf Permafrostboden. Eine weite und wilde Landschaft mit ihrem ganz speziellem Reiz.
Nach über 150 km auf dem Dempster Highway befinden wir uns nur noch 250 km südlich des nördlichen Polarkreises. Leider wird das Wetter wieder schlechter und so fahren wir zum Klondike Highway zurück und weiter nach Dawson City. Auf der Fahrt beginnt es zu regnen und der Toyota braucht die nächste Wäsche.
In Dawson City lassen wir uns auf einer geführten „Stadttour“ etwas über die Geschichte des legendären Zentrums des Klondike Goldrausches Ende des 19. Jahrhunderts erzählen.
In dieser Zeit kamen in eine Stadt mit weniger als 2.000 Einwohnern in kurzer Zeit etwa 30.000 Glücksritter, was, in dieser abgelegenen Ecke der Welt riesige Versorgungsprobleme aufwarf. In dieser Zeit wurden viele Geschichten von meist grandiosem Scheitern, aber auch von märchenhaften Erfolgen geschrieben. Da die Goldsucher meist männlich waren, gab es auch zahlreiche sehr einträgliche Saloons und Bordelle, wobei letztere aus gesetzlichen Gründen als „Tobacco & Cigars“ Läden maskiert waren. In den Tanzsaloons konnte man für einen Dollar eine Runde mit einer „Dame“ tanzen. Erfolgreiche Damen nahmen an so an einem Abend schon mal bis zu 200 Dollar ein (der Tageslohn für einen Arbeiter lag bei etwa 5 Dollar). Eine im wahrsten Sinne des Wortes wilde Zeit, wobei es in Dawson City angeblich nie einen Raubüberfall gegeben hat. Die Erklärung hierfür war, dass die Beute (Gold) sehr schwer war und man eh nirgendwohin hätte fliehen können.
Abends drinken wir im „Diamond Tooth Gerties“ noch ein paar Bierchen. Dabei sehen wir uns zwei Lifeshows mit Gesang und natürlich CanCan Tanzerinnen an. Sehr amüsant und man kann sich beinahe bildlich vorstellen, wie die Goldsucher hier ihre Erfolge gefeiert oder ihre Mißerfolge ertränkt haben.
In mehreren Claims vor der Stadt wird bis auf den heutigen Tag nach Gold gesucht, auch wenn das Goldschürfen heute, bedingt durch den notwendigen technischen Aufwand, nichts mehr mit dem Schürfen von damals gemein hat.
Am nächsten Tag überqueren wir zunächst den Yukon mit einer kostenlosen Fähre…
… und nehmen den Top-of-the-World-Highway Richtung Alaska in Angriff. Der Highway ist weitgehend eine Schotterstrasse und es kam was kommen musste: es beginnt zu regnen. Um unser Auto nicht gleich wieder zu verschandeln übernachten wir gleich nach ein paar Kilometern und hoffen auf besseres Wetter. Das erweist sich als Glücksfall, denn am nächsten Morgen ist es wolkenlos. Und der Highway macht seinem Namen alle Ehre. Die Tatsache, dass sich die Strasse immer ganz oben auf irgendwelchen Hügelkämmen entlangschlängelt, vermittelt tatsächlich den Eindruck, auf dem Gipfel der Welt entlangzufahren. Wieder mal stellt sich ein grandioses Gefühl von unberührter Weite ein.
Unterwegs schenken wir einem Radfahrer, der auch auf der Strecke radelt, Obst und Salat, denn diese darf man nicht in die USA einführen. Ein Wort zu den Radlern: wir treffen immer wieder mal auf Radfahrer mit großem Gepäck, die die eine oder andere oft einsame Strecke mit Muskelkraft angehen. Das sind die wirklichen Abenteurer, denn sie sind meist allein unterwegs und sind, neben den Risiken auf der Strasse (riesige Trucks !) auch den Risiken in Bezug auf Wetter und Wildtiere unmittelbar ausgesetzt. Einem Bären auf einem Fahrrad zu begegnen hat einfach eine andere Dimension.
Irgendwann erreichen wir die abgeschiedenen, beschaulichen Grenzhäuschen nach Alaska, den nördlichsten Grenzübergang in die USA.
Die zwei Grenzbeamten, die jeweils mehrere Wochen am Stück hier oben arbeiten und wohnen, sind sehr nett und wir bekommen die dringend benötigte 6-monatige Aufenthaltserlaubnis für die USA (und einen sehr schönen Elchstempel). Das ganze Prozedere war für uns durchaus spannend, denn die Grenzbeamten können die Dauer eines möglichen Aufenthalts praktisch nach persönlichem Gutdünken festlegen.
Es ist Mittag geworden und inzwischen haben sich wieder beeindruckende Wolken gebildet. Wir sehen zu, das wir Chicken erreichen, die erste Siedlung auf amerikanischer Seite. Chicken ist sehr bekannt und wird in Reiseprospekten als Top-Attraktion angepriesen. Downtown Chicken besteht aus drei kleinen pittoresken Holzgebäuden (eines davon ist ein Saloon), die aussehen, als wären sie noch original aus der Goldgräberzeit übrig geblieben. Wir können den Hype um Chicken nicht wirklich nachvollziehen und fahren bald weiter nach Delta Junction. Hier treffen wir wieder auf den Alaska Highway und die große Alaska Öl-Pipeline. Alaska ist, neben Öl, u.a. vom Militär geprägt. Wir passieren sehr große Militärbasen, in deren Nähe sowohl anhalten als auch fotografieren verboten sind.
Nach mehr als 12.000 km erreichen wir Fairbanks, das erste größere Zwischenziel unserer Reise. Wir besuchen unsere alten Freunde Jane und Terry, die abgelegen in den Hügeln hinter Fairbanks wohnen und campen eine Woche auf deren Grundstück. Die Tage sind ausgefüllt mit kleinen Arbeiten am Auto (u.a. Ersetzen eines Rücklichts), Sightseeing, Blog nachholen und super leckerem Essen, denn Terry kocht gern. In diesen Tagen unseres Aufenthaltes kommen wir erstmals ein wenig zur Ruhe.
Zu guter Letzt:
Irgendwo auf unserem Weg sehen wir den vermutlich ersten Prototyp einer Wohnkabine für Pickups (die immer noch in Betrieb zu sein scheint).