Es wird Zeit uns auf den Weg nach Süden zu machen. Zunächst fahren wir den Denali Highway um dann noch einmal einige Tage in Fairbanks „abzuhängen“.
Der Denali Highway geht von Paxson am Highway 4 nach Westen und endet nach 200 km am oberen Drittel des Denali Parks. Die Strasse ist großteils nicht asphaltiert und hat den Nimbus einer der letzten rauhen Strecken durch herrliche, tierreiche Wildnis. Glücklicherweise ist das Wetter gut und so können wir die landschaftliche Schönheit genießen. Leider sehen wir keine größeren Tiere. Als Grund dafür vermuten wir die Tatsache, dass in der Gegend, die von Quadwegen durchzogen ist, gejagt werden darf. Dafür gibt es wieder viele kleine Tiere, die fliegen können. 😉
Wir verbringen nochmal zwei erholsame Tage in Fairbanks. Wir essen nochmal Heilbut und besuchen ein schönes Blueskonzert im botanischen Garten der Universität, bei dem viel getanzt wird.
Dann heißt es Abschied nehmen von Terry und Jane und wir ziehen weiter.
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Was wird mir von Alaska in Erinnerung bleiben?
Alaska ist schon aufgrund seiner quasi isolierten Lage nicht einfach das 49igste Land der USA, Alaska ist speziell.
Großartige, weite und unberührte Landschaft. Teilweise Wälder mit seltsamen Nadelbäumen, die wie 5 Meter hohe grüne Pfeifenreiniger (oder dort, wo die Wälder gebrannt haben, eher wie riesige abgebrannte Sternwerfer) aussehen.
Weniger Tiere „am Straßenrand“ als erwartet. Allerdings soll das eben zur Lachssaison speziell in Bezug auf Bären und Adler an den Küsten anders sein.
Jedes zweite Fahrzeug auf den (wenigen) Strassen ist ein Camper (hauptsächlich Rentner).
Alaska ist ein Land mit extremen Lebensbedingungen und ist deswegen ein Sammelbecken von sehr individuellen Menschen mit oft hochinteressanten Lebensläufen. Hier wird der Grundsatz „Leben und Leben lassen“ noch wirklich gelebt und Nachbarschaftshilfe ist eine Selbstverständlichkeit.
Ein schöner Spruch lautet: „Man kann in Alaska nicht leben, aber wer einmal hier gelebt hat, kann nirgendwo sonst mehr leben.“ Das bringt Alaska vermutlich genau auf den Punkt.
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Von Fairbanks geht es wieder Richtung Südosten über Tok bis an die Grenze nach Kanada.
Nach weiteren 200km legen wir auf einem Campground am herrlichen Lake Kluane einen Faulenzertag ein. Bei einem Spaziergang am Strand sehen wir ein Mädchen, das mit seiner Familie ein beachtliches Stoamandl gebaut hat. Dadurch inspiriert leiste auch ich einen Beitrag und baue ein Stoamandl, das die Grenzen der Statik zu verspotten scheint. Ich vermute, dass es nicht lange stehen wird. 😉
Wie biegen in Haines Junction zu einem letzten Abstecher ans Meer nach Haines und Skagway in den südlichen Teil von Alaska ab. Diese Strecke wird in allen Führern als sehr lohnenswert bezeichnet. Aber der Wettergott meint es nicht gut mit uns und so ist es bewölkt und sehr windig. Trotzdem machen wir unterwegs eine kleine Wanderung und da die Umgebung sehr steinig ist, bietet es sich geradezu an, mal wieder ein Stoamandl zu bauen, das nun wirklich … aber das kennt ihr ja schon. 😉
Auf dem Rückweg treffen wir mal wieder auf einen Baumstachler, diesmal hautnah.
Vor Haines überqueren wir dann ein letztes Mal die Grenze von Kanada nach Alaska. Sowohl Haines als auch Skagway werden auch von Kreuzfahrschiffen angelaufen und so wechselt es im nicht sonderlich aufregenden Ort immer zwischen „Tote Hose“ und „wildes Gewusel“. Diese Orte erfinden alles möglich Interessante, das man anpreisen kann. In Haines gibt es z.B. ein Hammermuseum!
Von Haines nach Skagway geht es per Fähre. Wir bekommen ein Ticket für den übernächsten Tag und haben dadurch einen ganzen Tag, um die Strassen um Haines zu erkunden. In der Gegend um Haines leben etwa 300 Adler, zur Hochsaison sollen es bis 3.000 sein. Auch sieht man auf den Strassen um Haines überall Bärenlosung, was auf eine wirklich hohe Population hindeutet. Die Umgebung ist landschaftlich wirklich schön, es gibt viel wunderschönen Regenwald mit teils sehr großen Bäumen. Das Wetter spielt wieder mal nicht mit (Regen und viel Wind) und so sehen wir einige Adler, aber leider wieder keine Bären.
Am Morgen vor der Fährfahrt nach Skagway gratulieren wir Anna von diesem wirklich sehr entlegenen Ort per Videotelefonie zum Geburtstag. Wunder der Technik!
Die Fährfahrt nach Skagway dauert 45 Minuten und das erste, was man von Skagway sieht, sind 4 (in Worten „vier“) große Kreuzfahrschiffe. Der Ort ist hübsch anzusehen mit vielen, malerischen, historisch aussehenden Holzhäusern. Wie nicht anderst zu erwarten ist in dem kleinen Ort mit seinen 800 Einwohnern die Hölle los. Skagway hat sich gut auf die Kreuzfahrgäste eingestellt und dürfte weltweit der Ort mit der höchsten Dichte an (exklusiven) Juwelierläden sein. Perfekt für Besucher, die jeweils für ein paar Stunden shoppen gehen und die Souvenirs brauchen, die sich leicht tragen lassen und mit denen Frau dann bei den anderen Gästen ein wenig angeben kann.
Wir erkunden die Umgebung von Skagway und sehen uns den Beginn des Chilkoot Trails in Dyea an, auf dem sich die Goldsucher nach ihrer Ankunft per Schiff in Skagway vor mehr als 100 Jahren mit mehr als 200 kg an vorgeschriebener Ausrüstung zum schneebedeckten Chilkoot Pass hochgequält haben. Nach dem Paß mussten die Goldsucher am Bennett Lake Boote bauen, mit denen sie den Bennett Lake, den Marsh Lake und dann den Yukon bis Whitehorse runtergefahren sind, von wo es eine Dampfschiffverbindung nach Dawson City gab. Bei diesem brutalen, hochgefährlichen Unterfangen sind viele der Glücksritter umgekommen. Der/die eine oder andere erinnert sich vielleicht, dass immerhin etwa 30.000 davon irgendwie in Dawson City angekommen sind.
Weiter geht es noch einmal nach Whitehorse, wo wir auf dem Walmart-Parkplatz Julien und seine Familie kennen lernen, die in einem Landrover ebenfalls die Panamericana bereisen. Wir stehen noch bis Mitternacht auf dem Parkplatz und tauschen uns aus.
Nächstes Ziel sind Stewart und Hyder, die etwas abseits des Cassier Stewart Highway liegen (dorthin sind es schlappe 1.000 km). Auf dem Highway sehen wir zweimal Bären und übernachten unterwegs am Boya Lake, wo wir Victor und Melissa aus San Francisco treffen, ebenfalls unterwegs auf der Strasse der Träume.
Wir kommen am Sonntag abend in Stewart (Kanada) und Hyder (am äußersten Südzipfel von Alaska) an, fahren aber wegen schlechter Wetteraussichten gleich noch die 35 km auf einer holprigen Schotterstrasse in einem Nebental Richtung des berühmten Salmon Glacier. Wieder mal spielt das Wetter nicht mit und wir sehen nur noch kurz und ansatzweise den Gletscher unter der Wolkendecke hervorspitzeln. Am besten Aussichtspunkt auf den Gletscher stehen wir schon in der dichten Nebelsuppe und so fahren wir die ruppige Piste noch ein Stück weiter in ein Tal seitlich vom Salmon Gletscher. Spät abends reißen die Wolken tatsächlich noch ein paarmal kurz auf und wir sehen zwei weitere kleine Gletscher herab leuchten ins Tal. Wir bleiben weit hinten im Tal über Nacht stehen und hoffen auf den nächsten Morgen.
In der Nacht fängt es an zu regnen und am Morgen geht die Sicht gegen Null. In solchen Momenten ist die Stimmung an Board dann doch ein wenig gedrückt.
Wir fahren zurück zum großen Aussichtspunkt und wollen dort noch eine Weile warten. Vielleicht reißt es ja mal kurz auf. Wir parken neben dem Auto des „Bear Man“, einem Fotografen in einem alten Ford Focus, der hier seine Postkarten, Fotobücher und DVDs verkauft. Beim Warten lernen wir Keith Scott (so heißt der Bärenmann) bei Kaffee und Kuchen etwas kennen. Er ist über 80 Jahre alt und lebt seit vielen Jahren von Mai bis September hier oben in einem kleinen Zelt. Seine bescheidene Art und seine Zufriedenheit mit einem sehr einfachen Leben hat mich sehr berührt.
Wir sehen noch ein zwei mal einen Teil des Gletschers, das wars.
Am nächsten Tag verlassen wir Stewart/Hyder und damit endgültig Alaska.
Zu guter Letzt diesmal ein Musiktyp: wer alt genug ist und mit Led Zeppelin etwas anfangen kann, sollte sich unbedingt auf Youtube mal das Video von „2CELLOS – Whole Lotta Love vs. Beethoven 5th Symphony“ ansehen und vor allem (laut) anhören. Ein Hammer, oder ?
Hallo Ihr zwei,
auf Google maps wird es bestimmt mal irgendwann den “Georg’s Stoamandl-Trail” geben, so a la Georgs-Weg,
bei dem pilgernde Architekten auf statische Ideenfindung gehen :-). Wie immer spannend zu lesen und wie
immer viel Spaß weiterhin.
Wir haben im Bärenfreien Zieglwies-Garten (dafür mit Allesfresser Mary Lou) mit Anna, Tobi, und Co am Grill
und am Feuer gegrillt, also zumindest ein bissl Light-Wildlifefeeling auch für uns.
Liebe Grüße von allen
Martin&Sandra