16. Vancouver Island

Über Vancouver Island hört man immer wieder Superlative und wir sind gespannt, wie es uns gefallen wird. Das Wetter ist herrlich und wir haben erst mal noch zwei Tage vor meinem per SMS vereinbarten Werkstatttermin und unserem Treffen mit Eric und Terry (Eric haben wir kurz nach Start unserer Reise in New Brunswick getroffen und er hat uns spontan zu sich nach Hause hier auf Vancouver Island eingeladen).

Wir übernachten in Nanaimo am Hafen und fahren am Sonntag 30 km gen Norden, wo wir für zwei Nächte im Paradise Campground in Parkville einchecken. Der Platz ist schön, das Wetter auch und so faulenzen wir zwei Tage. Auf dem Campground treffen wir Klaus, Kerstin und ihre Tochter Rike, mit denen wir zwei unterhaltsame Abende verbringen.

Am zweiten Tag besuchen wir eine Ausstellung mit Sandskulpturen. Künstler aus aller Welt haben unglaubliche Kunstwerke aus Sand geschaffen unter dem Motto „Wild Things“ (inspiriert vom Jimi Hendrix Song). Man kann eine Stimme für das beste Kunstwerk vergeben und meinen Chip bekommt ein Russe, der neben vielen umweltbezogenen Beiträgen ein sehr poetisches Fabelwesen geformt hat. Beschreibung: „Your wings already exist. All you got to do is close your eyes and fly“. Und das von einem Russen! Das fand ich bemerkenswert.

Kunstwerk aus Sand
Kunstwerk aus Sand

Am Dienstag ging es Richtung Süden in die Werkstatt nach Duncan und Dwight, der Besitzer, stellte sich als sehr fähiger und supernetter Mechaniker heraus. Bei ihm war unser Toyota in guten Händen. Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es zum Abendessen bei Eric und Terry, die im Hinterland von Nanaimo auf einem sehr schönen Anwesen leben. Wir treffen auch einen Kollegen von Eric, David und seine Familie, die zum Essen vorbeigekommen sind (beide Kinder im Dirndl!) und zu einem sehr schönen und kurzweiligen Abend beitragen. Wir übernachten auf dem Grundstück und frühstücken am Morgen zusammen, während ein Kolibri die Pflanzen auf der Terrasse besucht. Wunderschön!

Bei Eric und Terry
Bei Eric und Terry

Da Eric und Terry auf dem Sprung zu einer Segeltour sind, verabschieden wir uns mittags und fahren Richtung Süden, um den wieder sehr schönen Tag zu nutzen, denn das Wetter soll morgen schlecht werden. Wir können es kaum fassen. Es war hier jetzt mehr als 4 Wochen heiß und trocken und kaum sind wir hier …

So landen wir etwas südlich von Victoria auf dem teuren Weir‘s Beach Campground direkt am Meer und mieten uns für drei Nächte ein. Das Wetter bleibt überraschend gut und so baue ich beide Dachluken aus und dichte sie neu ab. Hoffentlich habe ich den richtigen Dichtstoff bekommen. Bin schon auf die nächsten Starkregen gespannt!

Bei einem Strandspaziergang entlang der schönen Felsenküste können wir u.a. einen Fischotter ganz aus der Nähe beim Jagen und danach beim Fressen seiner Beute beobachten.

Spaziergang am Strand
Spaziergang am Strand
Fischotter am Meer
Fischotter am Meer

Es geht zurück nach Victoria zu einer kleinen Stadtbesichtigung, bei der mir Fisherman‘s Wharf mit den kleinen Hausbooten am besten gefallen hat.

Individuelle Hausboote am Fishermans Wharf
Individuelle Hausboote am Fishermans Wharf

Am Nachmittag fahren wir weiter zu den Butchart Gardens, einer berühmten Gartenanlage nördlich von Victoria. Es gibt hier mehrere Themengärten wie den Japanischen Garten, den Rosengarten, etc. Der Garten selbst hat uns nicht wirklich beeindruckt (lt. Monika zu viele Haus- und Hofblumen), aber das Feuerwerk am Abend war dann schon aussergewöhnlich. Oder habt ihr z.B. schon mal eine feurigen Sichelmond über den Platz rollen sehen? Seht ihr…

Butchart Gardens
Butchart Gardens
Das etwas andere Feuerwerk
Das etwas andere Feuerwerk

Jetzt wird es Zeit für unsere Tour über Port Renfrew nach Bamfield an der Westküste. Wir passieren Victoria und fahren ca. 100 km an der Küste entlang nach Port Renfrew. Dort wandern wir noch zur Botanical Beach, einer sehr schönen Felsenküste mit ausgewaschenen Löchern.

Lebendiger Tümpel am Botanical Beach
Lebendiger Tümpel am Botanical Beach

Da uns der örtliche Pachedaat First Nation Campground nicht zusagt, fahren wir ein paar Kilometer zu einem Platz aus dem iOverlander. Dieser ist in einem ausgetrockneten Nebenarm des Gordon River gelegen und wir müssen etwa 200m im trockenen Flussbett fahren, das mit großen runden Steinen „gepflastert“ ist. Was für ein Traumplatz!

Schlafplatz im Flußbett des Gordon River
Schlafplatz im Flußbett des Gordon River

Am nächsten Morgen fahren wir zur Avatar Grove weiter, einem „Urwald“ mit vielen riesigen roten Zedern, Flechten und Farnen. Einige der Zedern sind aussergewöhnlich knorrige Exemplare, die als die knorrigsten ihrer Art angepriesen werden (irgendwas finden sie immer). Der Wald ist trotzdem märchenhaft!

Bei den Riesen im Avatar Grove
Bei den Riesen im Avatar Grove

Da es an der Küste keine Verbindung nach Bamfield gibt, müssen wir ein großes auf dem Kopf stehendes „U“ nach Norden über den Cowichan Lake fahren, der relativ warm ist und zum Baden einlädt. Nach einer Pause dort geht es auf eine etwa 120 km lange, schlechte Forststrasse nach Bamfield. Auf dem Weg gibt der Toyota zunächst seltsame Geräusche von sich und dann bricht das Auspuffrohr direkt am Topf ab. Edelstahl! Geht nie kaputt! Scheisse! Der Tag war sehr schön, aber am Campground am Meer kurz vor Bamfield ist es dann auch noch kalt und neblig. Hier herzukommen hat sich wirklich gelohnt!

Am nächsten Morgen baue zunächst eine provisorische Halterung für den gebrochenen Auspuff. Danach verzieht sich der Nebel, aber der Wind ist weiterhin kalt. Ein Besuch in Bamfield muss aber schon noch sein. Bamfield ist zweigeteilt. Der Ostteil ist mittels Strasse erreichbar, der Westteil nur per Boot. Schnell ist der Toyota abgestellt und wir nehmen kurzentschlossen ein Wassertaxi auf die andere Seite. Tish, die Fahrerin erzählt uns, dass sie diesen Ort liebt und nirgendwo sonst wohnen möchte. Die kleinen Häuschen sind pittoresk am Wasser aufgereiht und ein Holzsteg lädt zum flanieren ein.

provisorische Reparatur in Bamfield
provisorische Reparatur in Bamfield
Bamfield West
Bamfield West

Am Ende des Ortes zweigt noch ein Wanderweg zum Brady‘s Beach auf der Rückseite der Insel ab (einem Tip von Eric‘s Kollegen David), den wir auch noch sehen wollen. Als wir ankommen, verzieht sich gerade auch dort der Nebel und wir laufen den durch Felsen unterbrochenen, tollen Strand entlang, an dem es nur einige wenige Menschen gibt. Dieser Strand an einer besser erreichbaren Stelle wäre ein absoluter Publikumsmagnet.

mystischer Bradys Beach
mystischer Bradys Beach

Nächstes Ziel ist Port Alberni, wo ich, nach weiteren 80 km auf einer wieder sehr holprigen Schotterpiste meinen Auspuff schweissen lasse.

Weiter geht es zum nächsten Teil der West-Küste, dem Pacific Rim National Park zwischen Ucluelet und Tofino. Der schmale Park erstreckt sich entlang einer wunderschönen, bewaldeten Felsküste, an der sich viele vorgelagerte Inseln und teils riesige Sandstrände wie aus dem Bilderbuch abwechseln. An den vielen Surfbrettern auf den Autodächern kann man unschwer erkennen, dass wir im Surf-Mekka von Vancouver Island gelandet sind. Wir laufen einige spektakuläre Trails durch den Wald an der Küste. Der Wald ist durchsetzt mit teils sehr großen Zedern, mit Farnen, mit Flechten an den Bäumen und mit dicken Moospolstern, die auf den toten Ästen der Bäume wachsen. Der Küstennebel tut das seine dazu, die Wanderungen in eine märchenhafte Stimmung zu tauchen. Auch die vielen Strände sind absolut malerisch.

Traumstrand
Traumstrand
Spaziergang im Märchenwald
Spaziergang im Märchenwald

Da es hier keine Chance auf einen Platz auf einem Campground gibt, verbringen wir drei Nächte auf einer Forststrasse landeinwärts und etwas ausserhalb des Parks. Ucluelet und Tofino sind hübsch und sehr touristisch, von hier unternehmen viele Urlauber Ausflüge zum Fischen, zum Beobachten von Walen oder Bären, zu First Nation Siedlungen oder zu heißen Quellen. Uns ist es etwas zu voll.

Nach zwei Tagen treffen wir Jochen und Sonja wieder, die ihren Toyota Pickup mit uns nach Halifax verschifft haben. Die nächsten Tage wollen wir gemeinsam verbringen. Da wir es gerne etwas einsamer haben, versuchen wir unser Glück landeinwärts und machen uns auf den Weg zu einem Geheimtip, einem schönen Sandstrand am Kennedy Lake. Leider wurde die Strasse zum See inzwischen durch die Forstverwaltung brachial unterbrochen, so dass man nicht mehr an den See fahren kann. Gerüchten zufolge solle es an dem See excessive Rave-Parties gegeben haben, die man damit eindämmen wollte. Der Weg durch den Wald zum See ist allerdings wieder wunderschön.

schöner Weg zum Kennedy Lake
schöner Weg zum Kennedy Lake

Da an dem See doch einiges los ist beschliessen wir, zu einem weiteren Geheimtip weiterzufahren, den wir auf dem Parkplatz am Ende der Strasse zum See bekommen. Ein schöner Wasserfall in den Bergen, nochmal 30 km entfernt. Der Weg dahin ist von Felsen und Schlaglöchern durchsetzt und so brauchen wir etwa 2 Stunden um dorthin zu kommen. Aber die Mühe lohnt sich. Der Platz ist sehr einsam und der Wasserfall mit seinem erfrischenden Badebecken ist ganz großes Kino. Da es leider nieselt, hoffen wir auf Morgen und lassen den Tag unter unserer Markise ausklingen. Wir sitzen noch lange zusammen und ratschen über Erlebnisse und Erfahrungen der inzwischen 4 Monate, über Gott und die Welt. Das Wetter bessert sich wie gehofft und die nächsten Abende verbringen wir bis spät in der Nacht am Lagerfeuer.

Lagerfeuer-Romantik
Lagerfeuer-Romantik

Wir gehen im eiskalten Pool schwimmen, lassen unsere Dronen fliegen und haben viel Spaß. Bis auf die kleinen Plagegeister ist der Aufenthalt hier ein einziger Traum und während man ein paar Kilometer weiter westlich überall Horden von Touristen trifft, sehen wir in der ganzen Zeit hier nur drei Autos mit anderen Besuchern. Nach drei herrlich entspannten Tagen fahren wir zurück in die Zivilisation.

unser Wasserfall mit Pool
unser Wasserfall mit Pool
Georg genießt das herrliche Wasser
Georg genießt das herrliche Wasser

Auf dem weiteren Weg zurück nach Port Alberni finden wir am Kenedy River einen idyllischen Platz unweit der Hauptstrasse an einem kleinen Wasserfall, bleiben nochmal zwei Nächte und lassen beim Schwimmen in klaren, grünen Wassergumpen und beim Stoamandl-Bauen die Seele baumeln.

Spielplatz am Kennedy River
Spielplatz am Kennedy River
ein Georg-Stoamandl am Kennedy River
ein Georg-Stoamandl am Kennedy River

Am zweiten Tag werden wir von einem Bär auf der anderen Seite des sehr flachen Flusses beäugt, aber er kommt nicht zu uns rüber. Während des Aufenthaltes planen wir die grobe weitere Reiseroute und beschliessen dabei, den Norden der Insel nicht mehr zu besuchen. Wir verabschieden uns von Jochen und Sonja, „verabreden“ uns spätestens im Winter für die Baja und fahren, mit Stops an der sehr touristischen Cathedral Grove und den Qualicum Wasserfällen, zur Nordküste.

Cathedral Grove
Cathedral Grove

Nach einer Nacht auf einem Campground in Parkville (zum Wäsche waschen) geht es am Freitag, den 17.8. auf die Fähre zurück nach Vancouver.

Wir hatten in den drei Wochen hier eine herrliche Zeit an oft magischen Plätzen und obwohl wir den Norden nicht gesehen haben wurde die Insel auch für uns zu einem ganz besonderen Highlight.

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