Nach unserer Wiedereinreise in die USA haben wir in Washington zunächst für 2 Nächte auf einem Campground am Meer bei Bayview, dann nochmal 2 Nächte auf dem Deception Pass Campground auf der Insel Whidbey eingecheckt, um ein wenig zu wandern.
Nach einem kleinen Brainstorming entscheiden wir uns sowohl für eine erste grobe Route durch die USA, als auch als nächstes Ziel gleich Portland in Oregon anzusteuern und damit Washington zu vernachlässigen. Weiter geht es über die Insel nach Süden und dann mit der Fähre zurück aufs Festland nach Mukilteo. In Seattle machen wir eine kurze Rast für einige Fotos.
Wir erreichen Oregon und – machen Halt in Portland. Da Samstag ist, können wir den Wochenend-Markt unter der Burnside Bridge besuchen, den ich vor mehr als 35 Jahren in meiner Zeit bei ESI schon einmal besucht habe. Der Markt hat sich natürlich verändert, er ist viel professioneller geworden (ähnlich wie das Tollwood in München), was immer auch ein wenig schade ist. Trotzdem ist es nett, ihn mal wieder zu sehen. Leider gibt es rund um den Markt überraschend viele, auch junge Obdachlose und Fixer, was erschreckend ist.
Weiter geht es entlang des Columbia River ostwärts nach Hood River, dem Windsurf-Mekka in dieser Gegend. Auf dem Weg besuchen wir einige Wasserfälle, der schönste davon sind die Multnomah Falls, der zweithöchste permanente Wasserfall in Nordamerika.
Auffällig in Hood River ist, dass die Windsurfer von damals inzwischen fast vollständig von den Kitesurfern abgelöst wurden. Außerdem gibt es einige Tragflächen-Surfer (sowohl bei den Windsurfern als auch bei den Kitern), bei denen sich der Untersatz wie bei einem Tragflügelboot bis zu 50 cm aus dem Wasser hebt und nur die „Finne“ geht runter ins Wasser, was wirklich skurril aussieht. Surfen in der 2. Etage.
Das Land hier, das sehr trocken aussieht, wird hauptsächlich landwirtschaftlich für Getreideanbau und Viehzucht genutzt.
Von hier aus wollen wir in ein kleines Naturschutzgebiet fahren, die John Day Painted Hills im Süden, und zwar auf dem kürzesten Weg, am Ende etwa 60km quer durchs hügelige bis bergige Hinterland auf kleinen Schotterstraßen. Auf der Karte gibt es eine Verbindung und auch unser Fifi (Navi) findet gleich einen Weg durch das Gewirr von kleinsten Straßen in dieser abgelegenen Gegend. So fahren wir guten Mutes los, aber auch ein Fifi kann sich irren…
Bis Ashwood geht es noch sehr gut auf einer kleinen Teerstrasse durch eine schöne Schlucht. Dort wird die Teerstraße zur Schotterstrasse mit dem Hinweis „not recommended for RV‘s and Trailers“. Wir sind etwas irritiert. Nach etwa 20km in „Horse Haven“ wird die Schotterstrasse mehr und mehr zum immer schlechteren Schotterweg. Die Gegend ist landschaftlich sehr reizvoll, doch leider kommt unsere Fahrt mehr und mehr ins Stocken, bis wir etwa 20 km vor dem Ziel vor einem geschlossenen Tor stehen: „Private Property, No Trespassing!“. Mist! Nach ca. 60 km abseits der letzten größeren Strasse stehen wir in der Pampa und haben nur ganz am Anfang einmal ein Auto gesehen. Wir können also niemanden fragen, aber alles zurück und aussenrum zu fahren würde einen Umweg von 200 km bedeuten. Also suchen wir eine alternative Route. Wir frohlocken, denn Fifi, der Findige, findet tatsächlich eine andere Option. Diese Alternative hat es in sich, aber nach 6 km sollten wir wieder auf eine bessere Strasse kommen. Wir fahren den Weg wieder ein Stück zurück zu einer Abzweigung. Diese ist ebenfalls durch eine Schranke blockiert und wir wollen schon aufgeben, aber dann finden wir dafür doch noch eine Umfahrung und kämpfen uns weiter vor. Der Weg besteht jetzt nur noch aus zwei Fahrspuren, die Bäume rücken immer näher und es wird langsam dunkel. So bleiben wir an einem wunderschönen Platz für die Nacht stehen und tanken Motivation für die Weiterfahrt. Auf der Weiterfahrt am nächsten Morgen komme ich mir vor wie ein Pionier. Ich fange an, die Äste, die Monika nicht abreißen kann, abzusägen, um vorbeizukommen. Ein mühsames Vorankommen.
Der Weg wird ständig schlechter, ich fahre nur noch in der Untersetzung. Hier war seit Monaten niemand mehr. Immer öfter muss die Säge ran und wir brauchen für 3 km mehr als 2 Stunden. Die Spur ist teilweise kaum noch zu sehen und ich bin müde vom vielen Sägen. Noch etwa 2 km in Serpentinen hinunter in ein Tal zur „guten“ Strasse. Was man runterfährt muss man im Notfall auch wieder rauf und so möchte ich die letzte Strecke erst mal zu Fuß abgehen. Als hätte ich es geahnt, wird die Strecke weiter schlechter, wenn auch nicht unmöglich, aber 200m vor dem Ende der Pionierfahrt gibt es endgültig kein Durchkommen mehr. Ein Erdrutsch macht den allerletzten Teil unpassierbar. Gottseidank sind wir hier wenigstens nicht runtergefahren. Also müssen wir zähneknirschend tatsächlich mühsam alles zurückfahren und den Umweg nehmen. Zurück in der Zivilisation bin ich froh, dass bei unserem kleinen Abenteuer das Auto bis auf viele neue Kratzer heil geblieben ist.
Wir erreichen die Painted Hills am Abend und das Wetter wird immer besser, d.h. die Sonne kommt raus. Der Anblick läßt uns die vergangenen Mühen schnell vergessen. Einfach phantastisch!
Weiter geht es nach Smith Rocks, ein kleines Klettergebiet, das ich ebenfalls vor vielen Jahren bereits besucht habe. Das Ganze zu einer Zeit, als es hier die am schwersten bewertete Kletterroute der Welt gab (für Experten: „East Face of Monkey Face“, Schwierigkeit 5.14a oder 10+).
Die kleinen Felskämme inmitten eines mäandernden Flußes sind sehr fotogen und wir machen bei herrlichem Sonnenschein eine kleine Bergwanderung. Auf dem Parkplatz treffen wir Deutsche, die uns ein Lavagebiet 100km im Süden und eine Brauerei in Bend (auf halbem Weg) empfehlen. Da wir ja flexibel sind, machen wir uns gleich auf den Weg zum Newberry National Volcanic Monument am Paulina Lake.
Die Wanderung durch die mit Obsidian durchsetzten Lavaströme ist sehr speziell, aber leider ganz anderst, als Monika sich das vorgestellt hat.
Deshalb hauen wir sofort wieder ab und fahren auf dem Weg zur Küste gleich noch in Bend in der 10 Barrel Brewery zur Frustrationsbewältigung vorbei. Das Ganze gelingt sehr gut und nach einem Burger und dem Test von 10 Bieren bleiben wir ziemlich bettschwer mit dem Auto gleich neben der Brauerei zum Schlafen stehen.
Auf der Fahrt zur Küste kommen wir nach etwa 20 km in Sisters vorbei, einem sehr hübschen, touristischen Ort, am Fuße der vulkanischen Three Sisters gelegen. Angesichts eines laut Wetterbericht eher frustrierenden Wetters an der Küste und des herrlichen Sonnenscheins hier beschliessen wir spontan, hier ein paar Tage zu entspannen.
Am letzten Abend gibt es bei einem Fahrradladen (!) zum Saisonende noch ein Life-Rockband, wo wir uns mit Pizza, angeblichem Hefeweizen (die müssen noch viel lernen!) und Tanzen prächtig amüsieren.
Weiter geht es Richtung Westen nach Newport, wo wir auf die berühmte Küste von Oregon treffen.
Das Wetter ist entgegen des Wetterberichts sehr gut, allerdings weht ein kalter Nordwind (Höchsttemperatur etwa 18 Grad).
Wir sehen uns den Leuchtturm an und im Hafen die Seelöwen, die sich dicht auf dicht auf einigen schwimmenden Pontons räkeln und es ist ein herrliches Schauspiel, wenn dann noch ein anderer auch einen Platz an der Sonne haben möchte. Dann schnellt dieser Aspirant überraschend auf eines der vollen Pontons, er wird ein paar Sekunden gebissen und geschubst, es wird hin und her gebrüllt und danach ist der Seelöwenhaufen nur etwas größer. Alle lassen sich schlagartig ermattet hinsinken und schliessen wieder die Augen. Dieses Schauspiel passiert alle paar Minuten.
Leider finden wir keinen Platz auf dem angestrebten Campground (Wochenende!) und zu unserer Überraschung werden wir auch auf dem Walmart Parkplatz nicht geduldet. Wir suchen uns nachts eine Seitenstrasse und parken am Rand einer Einfahrt. Am nächsten Tag machen wir morgens einen Spaziergang am unglaublich riesigen, menschenleeren Strand, allerdings weht ein kalter Wind. Dann sehen wir uns noch einen berühmten Leuchtturn an und eine große natürliche Höhle mit Zugang vom Meer, in der hunderte von Seelöwen überwintern. Man fährt mit dem Aufzug von den Klippen zu dieser Höhle hinab. Das Ganze ist wieder eher wenig lohnend, denn aktuell gibt es dort keine Seelöwen.
Nächster Stop ist in Florence am Anfang der Oregon Dunes mit ihren bis zu 150m hohen Sanddünen, dem Offroad-Paradies in Oregon, und wieder ist unser Wunsch-Campground voll, was ziemlich ärgerlich ist. Zufällig finden wir raus, dass dieses ein langes Wochenende (Labour Day) ist und scheinbar alle Einheimischen das nochmal ausnutzen. Wir fahren auf eine Landzunge hinaus, von der aus auch alle möglichen Offroad-Gefährte lärmend zu den Dünen starten und finden an deren Ende einen genialen, erhöhten Platz zum Übernachten direkt am Meer.
An nächsten Morgen machen wir noch einen herrlich erfrischenden Strandspaziergang und fahren weiter nach Süden bis hinter Reedsport, wo wir am Startplatz für den riesigen Sandspielplatz der Oregon Dunes, wo auch die ganzen Pickups mit Anhängern für die Quads stehen, gleich ums Eck einen Campingplatz im Sand bekommen. Wir verbringen den Nachmittag damit, vor dem Auto sitzend dem verrückten Offroadvolk (die kleinsten Fahrer gehen sicher noch nicht zur Schule) beim Spielen im Sand zuzusehen. Die Jungs fahren teilweise wirklich unglaublich gut. Im Laufe des Tages bläst der kalte Nordwind wieder immer stärker, was unangenehm ist. Abends sitzen wir zum Sundowner noch am kalten Strand, windgeschützt zwischen den Dünen.
Am nächsten Morgen darf der Toyota noch eine kleine Schleife durch den Sand drehen und wir machen ein paar Showfotos. 🙂
Zurück in Reedsport miete ich für zwei Stunden ein Quad und fahre dann selbst mal ein wenig durch die Dünen. Leider ist die Sicht sehr schlecht und so muss ich äußerst vorsichtig zu Wege gehen. Sicher kennt ihr die Situation, wenn man beim Skifahren keine Konturen sehen kann oder ob es bergauf oder bergab geht. Bei solchen Bedingungen ist das Fahren in den Dünen sehr tückisch. Trotzdem hat es Spaß gemacht und ich möchte das bei Gelegenheit bei guten Bedingungen wiederholen.
Dann geht es weiter nach Süden und wir machen diverse Stops an der wunderschönen Küste. So sehen wir absolut faszinierende Felsformationen, einen Grauwal nahe am Ufer und einen einsamen, hundert Jahre alten Garten im Shore Acres State Park, bellende Seehunde und Seelöwen am Simpson Reef, schroffe Felstürme im Nebel am Traumstrand von Face Rock in Bandon und putzige Erdhörnchen am Parkplatz des Arch Rock, der im Nebel verborgen lag.
Am späten Nachmittag überqueren wir die Grenze nach Kalifornien.
Hi Georg!
Ihr kommt ja ganz schön voran…..wenn man von den “bitte diese Strasse nicht benutzen” mal absieht 😉
Wie lange plant ihr denn für die USA?
Die camLine-Karwane zieht morgen gen Osten –
unser Forum steht vor der Türe. Viele Grüße aus Pet.
Hallo Sabine,
naja, aktuell stockt es etwas wegen Teilen für den Toyota. Aber Anfang Dezember müssen wir aus den USA ausreisen.
Sicher ist euer Forum aufgrund der perfekten Vorbereitung gut gelaufen.
Grüße,
Georg
Hallo ihr beiden
Hört sich ja richtig nach Abenteuer an.
Die Bilder sind wie immer der Hammer.
LG Heinz
Wow…Pathfinder, Land Cruiser, Bärenbezwinger, Stoamandl-Architekten, Tierwelt-Flüsterer, Bier-Sommelier und vieles mehr :-).
Bleibt ja immer spannend und unglaublich vielseitig bei euch – genau wie beim lesen. Sonnige Grüße aus Füssen.
PS zur Tierwelt:. Gabis Nachtkamera hat vor kurzem einen Dax im Ziegelwies-Vorgarten bei der Haustüre fotografiert, vielleicht sollten wir’s hier auch mal mit Erdnüssen versuchen?!
Hi Martin, danke für deine lustigen Kommentare. Wir amüsieren uns jedes mal köstlich.
Übrigens kommt nach den Weinproben im Napa Valley wahrscheinlich noch Wein-Sommelier dazu. 😉
Im Garten in Füssen würde ich aber, um wirklich große Tiere anzulocken keine Erdnüsse, sondern Kokosnüsse versuchen.
Und dann mal sehen was passiert…