Bevor wir ein neues Reise-Kapitel aufschlagen, gleich nochmal ein Bericht.
Wir machen Zwischenstation in Albany u.a. um unsere Vorräte aufzufüllen.

Das Museum der weltweit letzten kompletten Walfangstation ist unser nächstes Ziel. Bis 1963 wurden dort Buckelwale gejagt und danach, nachdem diese geschützt wurden, bis 1978 Pottwale draußen auf dem Meer, mit drei Dampfschiffen und einer Cessna. Insgesamt wurden hier etwa 14.600 Pottwale getötet, an Land geschleppt und an der Station direkt am Ufer zerteilt und verarbeitet. Ein Pottwal ist im Schnitt etwa 14m lang und wiegt fast 50 Tonnen. Die Eingeweide und das Blut wurden ins Meer verbracht. Die durch das Blut komplett rot gefärbte, stinkende Nachbarbucht erhielt damals den Namen Misery Bay (Elendsbucht). Die zerteilten Tiere wurden ausgekocht um das begehrte Öl zu gewinnen, das für erstaunlich viele Industrieprodukte verwendet wurde. Ein ehemaliges Mitglied einer Walfängerbesatzung ist vor Ort und erzählt uns interessante Details aus der damaligen Zeit und es gibt sehr eindringliche Original-Filmaufnahmen. Bedrückt verlassen wir den inzwischen friedlichen Ort.




Gleich nebenan gibt es noch einen kleinen Zoo u.a. mit interessanten Pflanzen, kleinen Wallabys und einer zwar nicht mit Schönheit gesegneten, aber doch niedlichen Frogmouth (Froschmaul) Vogelfamilie.



Mit „The Gap“ und der „Natural Bridge“ haken wir zwei touristische Hotspots ab, die selbst mit Rollstuhl leicht zu erreichen sind.


Wir fahren ein Stück weiter nach Osten zum traumhaften „Kleinen Strand“ (Little Beach) und treffen uns dort zum Baden wieder mit Ines und Roland, die ihr Housesitting beendet haben. Gegen Abend zeigen uns die beiden noch einen kleinen Geheimtip-Strand mit Felsen im Wasser, die geradezu zum Schnorcheln einladen. Wir sehen dort, neben vielen Fischen auch verschiedenfarbige Seesterne und mehrere Rochen. Ein wunderbares Revier.



Wir bleiben zwei Nächte auf dem Farmstay, wo sich Ines und Roland einquartiert haben. Vor dem Bungalow gibt es eine große Wiese mit einem Pferd und einem Lama. Gegen Abend wird dieses kleine Gruppe um etwa 30 Kängurus erweitert, die sich hier das (kurze) Gras schmecken lassen. Wir lernen auch Skippy kennen, den die Besitzer aufgezogen haben und der deswegen ziemlich zutraulich ist.



Dann kommt ganz unvermittelt der 1. Advent und wir öffnen das erste Türchen unseres privaten Adventskalenders, den wir von zuhause mitgebracht haben. Das ist vertraut und seltsam zugleich, wenn man tags zuvor baden war und weiß, dass zuhause die Glühweinzeit begonnen hat.

Wir 4 machen zuerst eine Wanderung an der Küste zum Stony Hill und danach zum Bald Head. Der Weg führt uns dabei durch eine unglaubliche Blumenpracht. Am Gipfel des Kahlkopfs treffen wir zufällig wieder auf ein Paar aus Rheinland Pfalz, das auf einer anspruchsvollen Klettertour von der anderen Seite den Gipfel erreicht.
Nach der anstrengenden Wanderung gehen wir noch an einen einsamen kleinen Strand, an dem man nackt baden kann, was hier eher selten ist.



Am nächsten Tag nehmen wir nochmal gemeinsam eine Wanderung zum Mt. Hussel in der Sterling Range in Angriff. Der Anstieg ist nicht sehr hoch aber steil und überraschend kraftraubend und so sind wir froh, als wir endlich oben ankommen.



Während Ines und Roland schon weiter gen Osten fahren, bleiben wir nochmal zwei Nächte in der Porongurup Range vor Ort, um auch dort zu wandern. Monika hat „Wanderblut geleckt“.
So Erwandern wir an einem Tag noch den Castle Rock mit dem spektakulären Sky Walk, der Horden von erlebnishungrigen Wanderern anlockt.





Danach machen wir gleich noch den viel schöneren und einsamen Nancy Peak Circuit Trail über drei Berge (naja, bessere Hügel). Ich gönne mir am Ende noch den anstrengenden Aufstieg zum Devils Slide. Damit komme ich auf 5 Gipfel an einem Tag. Rekord! 🙂




Auf dem Rückweg nach Albany schauen wir noch im Chainsaw Sculptures Park vorbei, wo ein Künstler mit einer Kettensäge vielfältige, oft lustige Figuren geschaffen hat.




Als wir uns in Albany ansehen, wie weit wir in vier Wochen gekommen sind, geraten wir kurz in eine leichte Panik, denn wir könnten von hier in einem Tag nach Perth zurückfahren! So brechen wir am nächsten Tag etwas überstürzt zum fast 600km entfernten Esperance auf, um mal etwas Strecke zu machen.

Kurz vor Esperance machen wir am wunderschönen Quagi Beach einen Übernachtungsstop. Da es heute mal ausnahmsweise ziemlich warm war, essen wir abends zum ersten Mal im Freien.



In Esperance fahren wir den Great Ocean Drive entlang von unglaublichen, langen Traumstränden. Leider ist es bewölkt und regnet immer wieder. Zudem plärren die Lautsprecher ständig eine Haiwarnung. Einige trotz des Wetters Badewillige stehen bedröppelt herum.


Etwa 40km östlich erreichen wir den Cape le Grand, einem weiteren, hier sehr bekannten Naturschutzpark mit diversen Traumbuchten. Hier treffen wir uns nochmal kurz mit Ines und Roland und die beiden nehmen uns mit auf eine abwechslungsreiche Küstenwanderung zu mehreren Buchten, bei der wir viel über schräge, raue Granitplatten laufen, was uns viel Spaß macht.




Bei einer Erkundungsfahrt finden wir eher zufällig einen weiteren riesigen Strand, der einsam und schwer erreichbar ist. Sogar das Campen wird hier scheinbar geduldet. Es gibt hohe, schneeweiße Sanddünen, die so weiß sind, dass man unwillkürlich an Schneeberge denkt. Der Sand ist überall so fein, dass die Schuhe beim Laufen irritierend quietschen.

Der Strand ist schön fest und natürlich müssen wir hier übernachten. Die Szenerie ist hochdramatisch, der Wind heult und rüttelt an der Kabine, die Wellen brechen laut am endlosen Strand und dunkle Wolken dräuen drohend am Himmel. Wir stellen uns möglichst nahe an die Dünen, denn der Strand ist sehr flach und nachts kommt die Flut, die man unbedingt meiden sollte. Ein spannender Traumplatz!

Am nächsten Morgen und nach einer eher unruhigen Nacht, die Wolkendecke reißt langsam auf, fahren wir ein Stück weiter auf dem Strand, um die weißen Dünen, die wir zuvor schon von weitem gesehen haben, zu besteigen. Die Landschaft ist wieder mal der Hammer. Von den Dünenkämmen weht der Wind Sandfahnen in die Luft (und in die Augen), was ein wenig aussieht wie die Schneefahnen in den Bergen. Unwirklich.




Zwischen den Dünen, die anders als ihre Kollegen am Strand nicht bewachsen sind, kämpfen einzelne kleine Pflanzen ums Überleben.


Nachdem wir uns sattgesehen haben, geht es zurück nach Esperance, wo wir uns ausrüsten um morgen, nach genau einem Monat, in die Nullarbor-Ebene aufzubrechen, eine eintönige, 1.200km lange Kalkstein-Karstwüste entlang der Südküste.



Wie so oft : tolle Bilder, beeindruckende Videos und Beschreibungen !
Unter anderem die Skulptur mit der blauen Cap ist ein erwähnenswertes Unikat, welches wohl nur in Australien und selten genug im Allgäu anzutreffen ist !?