16. Albany bis Esperance (das Wandern ist des Müllers Lust)


Bevor wir ein neues Reise-Kapitel aufschlagen, gleich nochmal ein Bericht.
Wir machen Zwischenstation in Albany u.a. um unsere Vorräte aufzufüllen.

Der alte Ortskern von Albany, das als Stadt eher uninteressant ist


Das Museum der weltweit letzten kompletten Walfangstation ist unser nächstes Ziel. Bis 1963 wurden dort Buckelwale gejagt und danach, nachdem diese geschützt wurden, bis 1978 Pottwale draußen auf dem Meer, mit drei Dampfschiffen und einer Cessna. Insgesamt wurden hier etwa 14.600 Pottwale getötet, an Land geschleppt und an der Station direkt am Ufer zerteilt und verarbeitet. Ein Pottwal ist im Schnitt etwa 14m lang und wiegt fast 50 Tonnen. Die Eingeweide und das Blut wurden ins Meer verbracht. Die durch das Blut komplett rot gefärbte, stinkende Nachbarbucht erhielt damals den Namen Misery Bay (Elendsbucht). Die zerteilten Tiere wurden ausgekocht um das begehrte Öl zu gewinnen, das für erstaunlich viele Industrieprodukte verwendet wurde. Ein ehemaliges Mitglied einer Walfängerbesatzung ist vor Ort und erzählt uns interessante Details aus der damaligen Zeit und es gibt sehr eindringliche Original-Filmaufnahmen. Bedrückt verlassen wir den inzwischen friedlichen Ort.

Walfangschiff mit Sprengharpune
Oberhalb wurden die Wale zerkleinert und alles ausser Knochen und Eingeweiden in diesen Kesseln ausgekocht
Ein gravierter Pottwal-Unterkiefer (in den Mägen der Wale hat man oft riesige Tintenfische gefunden)
Es gibt auch einen Raum mit Muscheln mit unvorstellbar vielen Formen und Farben

Gleich nebenan gibt es noch einen kleinen Zoo u.a. mit interessanten Pflanzen, kleinen Wallabys und einer zwar nicht mit Schönheit gesegneten, aber doch niedlichen Frogmouth (Froschmaul) Vogelfamilie.

Wallaby Junior macht einen kurzen Ausflug
Perfekt getarnter Froschmaul, …
… der Kleine wirkt etwas bräsig


Mit „The Gap“ und der „Natural Bridge“ haken wir zwei touristische Hotspots ab, die selbst mit Rollstuhl leicht zu erreichen sind.

Plattform für den Blick auf den „Spalt“ …
… und die „natürliche Brücke“


Wir fahren ein Stück weiter nach Osten zum traumhaften „Kleinen Strand“ (Little Beach) und treffen uns dort zum Baden wieder mit Ines und Roland, die ihr Housesitting beendet haben. Gegen Abend zeigen uns die beiden noch einen kleinen Geheimtip-Strand mit Felsen im Wasser, die geradezu zum Schnorcheln einladen. Wir sehen dort, neben vielen Fischen auch verschiedenfarbige Seesterne und mehrere Rochen. Ein wunderbares Revier.

Little Beach …
… und little beach Life (zum ersten mal überhaupt kommt unser Sonnenschirm zum Einsatz)
Kleines Schnorchelparadies

Wir bleiben zwei Nächte auf dem Farmstay, wo sich Ines und Roland einquartiert haben. Vor dem Bungalow gibt es eine große Wiese mit einem Pferd und einem Lama. Gegen Abend wird dieses kleine Gruppe um etwa 30 Kängurus erweitert, die sich hier das (kurze) Gras schmecken lassen. Wir lernen auch Skippy kennen, den die Besitzer aufgezogen haben und der deswegen ziemlich zutraulich ist.

Zwei Nächte stehen wir bei Ines und Rolands Unterkunft …
… wo sich abends die Wiese mit Kängurus füllt (im Hintergrund das Lama)
Hier lernen wir auch Skippy kennen

Dann kommt ganz unvermittelt der 1. Advent und wir öffnen das erste Türchen unseres privaten Adventskalenders, den wir von zuhause mitgebracht haben. Das ist vertraut und seltsam zugleich, wenn man tags zuvor baden war und weiß, dass zuhause die Glühweinzeit begonnen hat.

Der Kalender hat einen Ehrenplatz gleich am Eingang in unsere Kabine

Wir 4 machen zuerst eine Wanderung an der Küste zum Stony Hill und danach zum Bald Head. Der Weg führt uns dabei durch eine unglaubliche Blumenpracht. Am Gipfel des Kahlkopfs treffen wir zufällig wieder auf ein Paar aus Rheinland Pfalz, das auf einer anspruchsvollen Klettertour von der anderen Seite den Gipfel erreicht.

Nach der anstrengenden Wanderung gehen wir noch an einen einsamen kleinen Strand, an dem man nackt baden kann, was hier eher selten ist.

Wir laufen durch ein duftendes Blütenmeer
Überraschendes Treffen am Gipfel
FKK Strand in Australien : bitte sehr

Am nächsten Tag nehmen wir nochmal gemeinsam eine Wanderung zum Mt. Hussel in der Sterling Range in Angriff. Der Anstieg ist nicht sehr hoch aber steil und überraschend kraftraubend und so sind wir froh, als wir endlich oben ankommen.

Die Wanderung ist steil und anstrengend
Geschafft! Am Gipfel des Mt. Hussel
Der Ausblick entschädigt für den Anstieg

Während Ines und Roland schon weiter gen Osten fahren, bleiben wir nochmal zwei Nächte in der Porongurup Range vor Ort, um auch dort zu wandern. Monika hat „Wanderblut geleckt“.

So Erwandern wir an einem Tag noch den Castle Rock mit dem spektakulären Sky Walk, der Horden von erlebnishungrigen Wanderern anlockt.

Der Aufstieg ist langweilig, aber ganz oben am Castle Rock wird es spektakulär
Letzter Teil des Anstiegs
Da wollen sie alle hin, zum Skywalk
Leider hatte ich die Drone nicht mit, deshalb: so sieht das auf dem Prospekt aus

Danach machen wir gleich noch den viel schöneren und einsamen Nancy Peak Circuit Trail über drei Berge (naja, bessere Hügel). Ich gönne mir am Ende noch den anstrengenden Aufstieg zum Devils Slide. Damit komme ich auf 5 Gipfel an einem Tag. Rekord! 🙂

Sehr schön durch den Wald…
… dann wieder mal steiler auf einem abwechslungsreichen Weg
Auf dem dritten Gipfel muss ich noch etwas aufräumen
Blick vom letzten Gipfel


Auf dem Rückweg nach Albany schauen wir noch im Chainsaw Sculptures Park vorbei, wo ein Künstler mit einer Kettensäge vielfältige, oft lustige Figuren geschaffen hat.

Hier im Wald tummeln sich finstere Gestalten, …
… aber auch Flötenspieler …
… und merkwürdige Tiere
Auch ein fleissiger Künstler braucht mal ne Pause

Als wir uns in Albany ansehen, wie weit wir in vier Wochen gekommen sind, geraten wir kurz in eine leichte Panik, denn wir könnten von hier in einem Tag nach Perth zurückfahren! So brechen wir am nächsten Tag etwas überstürzt zum fast 600km entfernten Esperance auf, um mal etwas Strecke zu machen.

Wälder und Viehzucht werden weniger, dafür fahren wir durch endlose Getreidefelder

Kurz vor Esperance machen wir am wunderschönen Quagi Beach einen Übernachtungsstop. Da es heute mal ausnahmsweise ziemlich warm war, essen wir abends zum ersten Mal im Freien.

Anfahrt zur Quagi Bucht
Endlich mal wieder draussen essen
Quagi Beach: noch ein Strand aus dem Katalog

In Esperance fahren wir den Great Ocean Drive entlang von unglaublichen, langen Traumstränden. Leider ist es bewölkt und regnet immer wieder. Zudem plärren die Lautsprecher ständig eine Haiwarnung. Einige trotz des Wetters Badewillige stehen bedröppelt herum.

Die bekannten Strände entlang der Great Ocean Road geben sich heute eher abweisend


Etwa 40km östlich erreichen wir den Cape le Grand, einem weiteren, hier sehr bekannten Naturschutzpark mit diversen Traumbuchten. Hier treffen wir uns nochmal kurz mit Ines und Roland und die beiden nehmen uns mit auf eine abwechslungsreiche Küstenwanderung zu mehreren Buchten, bei der wir viel über schräge, raue Granitplatten laufen, was uns viel Spaß macht.

Über raue Granitplatten …
… vorbei an errodierten Gebilden (die Wurzel hätte Monika gerne mitgenommen) …
… entlang von malerischen Buchten …
… zu mehreren Traumstränden

Bei einer Erkundungsfahrt finden wir eher zufällig einen weiteren riesigen Strand, der einsam und schwer erreichbar ist. Sogar das Campen wird hier scheinbar geduldet. Es gibt hohe, schneeweiße Sanddünen, die so weiß sind, dass man unwillkürlich an Schneeberge denkt. Der Sand ist überall so fein, dass die Schuhe beim Laufen irritierend quietschen.

Auf Erkundungsfahrt
Die zufälligen Entdeckungen sind oft die schönsten!


Der Strand ist schön fest und natürlich müssen wir hier übernachten. Die Szenerie ist hochdramatisch, der Wind heult und rüttelt an der Kabine, die Wellen brechen laut am endlosen Strand und dunkle Wolken dräuen drohend am Himmel. Wir stellen uns möglichst nahe an die Dünen, denn der Strand ist sehr flach und nachts kommt die Flut, die man unbedingt meiden sollte. Ein spannender Traumplatz!

Anfahrt zum Schlafplatz
Wahnsinnsplatz in dramatischem Ambiente

Am nächsten Morgen und nach einer eher unruhigen Nacht, die Wolkendecke reißt langsam auf, fahren wir ein Stück weiter auf dem Strand, um die weißen Dünen, die wir zuvor schon von weitem gesehen haben, zu besteigen. Die Landschaft ist wieder mal der Hammer. Von den Dünenkämmen weht der Wind Sandfahnen in die Luft (und in die Augen), was ein wenig aussieht wie die Schneefahnen in den Bergen. Unwirklich.

Träumen darf man …

Zwischen den Dünen, die anders als ihre Kollegen am Strand nicht bewachsen sind, kämpfen einzelne kleine Pflanzen ums Überleben.

Ein hartes Leben …
… an einem wunderschönen Ort

Nachdem wir uns sattgesehen haben, geht es zurück nach Esperance, wo wir uns ausrüsten um morgen, nach genau einem Monat, in die Nullarbor-Ebene aufzubrechen, eine eintönige, 1.200km lange Kalkstein-Karstwüste entlang der Südküste.

Der Weihnachtsbaum von Esperance
Wo sind wir gerade unterwegs

Eine Antwort auf „16. Albany bis Esperance (das Wandern ist des Müllers Lust)“

  1. Wie so oft : tolle Bilder, beeindruckende Videos und Beschreibungen !
    Unter anderem die Skulptur mit der blauen Cap ist ein erwähnenswertes Unikat, welches wohl nur in Australien und selten genug im Allgäu anzutreffen ist !?

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