Nach fast genau einem Jahr reisen wir am 17. April über Santa Elena in Belize ein. Die ganze Prozedur dauert etwa 2 Stunden, dann ist es geschafft. Dass in Belize Englisch gesprochen wird, erleichtert die Sache natürlich.
Auch Tina, Felix und Filou, mit denen wir zusammen einreisen, haben keine Probleme. Wir fahren zunächst nach Corozal, wo wir Geld holen (1 € = 2,3 Belize Dollar) und in einem hübschen Lokal zu Mittag essen. Wir sehen viele Holzhäuser, z.T. auf Stelzen und alte Autos, sowie viele Autowracks in irgendwelchen Vorhöfen. Nichts wird weggeworfen, alles wird verwertet. Es liegt weniger Müll herum als in Mexiko. Es wird Zuckerrohr angebaut, hauptsächlich für Schnaps.
In
Belize lebt aufgrund der Historie eine ethnische Vielfalt aus
Nachfahren der Mayas, Garifunas (Nachkommen von afrikanischen
Sklaven, die hier im 17. Jhdt gestrandet sind), Mestizen und Kreolen.
Dazu kamen im 19. Jhdt auch Mennoniten. Der Rest sind Inder,
Libanesen, Spanier, Chinesen (die die Lebensmittelläden unter ihrer
Kontrolle haben), etc. Belize ist mit knapp 23.000 qkm etwas mehr als
halb so groß wie die Schweiz, hat etwa 370.000 Einwohner
und ist damit dünn
besiedelt (16 E./qkm gegenüber
z.B. Deutschland mit
ca. 220 E./qkm).
Von
Corazol geht es weiter zum Lamanai Riverside Resort in Orange Walk.
Der Campground liegt am New River, es gibt eine große Bar mit
Restaurant und wir sind die einzigen Gäste. In Belize sind jetzt
Osterferien und wer es sich leisten kann fährt hinaus auf eine der
Inseln vor der Küste, wo sich das zweitgrößte Korallenriff der
Welt entlangzieht, bis hinunter nach Yukatan. Dort gibt es eine große
Zahl an Tauchrevieren. Wir campen direkt am Fluss, neben unserem Auto
blühen Seerosen. Es gibt viele interessante Vogelarten und angeblich
auch Krokodile.
Für den nächsten Tag buchen wir eine Schiffstour zu den Maya Ruinen von Lamanai. Die Bootsfahrt dauert ca. eineinhalb Stunden, wir halten jeweils kurz an, wenn es interessante Tiere gibt. Wir sehen ein kleines Krokodil, einige sehr kleine Fledermäuse, die mangels Höhlen an abgestorbenen Baumstämmen direkt über dem Wasser hängen und diverse Vögel. Leider keine Tukane, die es hier auch gibt. Es gibt ein halbes Dutzend restaurierte Ruinen, angeblich sind noch mehr als 500 Bauwerke vom Dschungel überwuchert. Die Siedlung hier war laut unserem Guide über einen Zeitraum von 3.000 Jahren bis zum Eintreffen der Spanier um 1545 bewohnt und ist damit die am längsten von den Mayas bewohnte Anlage überhaupt. Hier wurde auf dem Pelote-Platz ein großer Stein gefunden, der flüssiges Quecksilber enthielt. Das Warum ist eine weiteres Rätsel im Zusammenhang mit den Mayas. Als wir den Jaguartempel besuchen, beginnen direkt dahinter einige Brüllaffen ihren üblichen kleinen Wettstreit, wer am besten und beeindruckendsten Brüllen kann. Immer wieder ein Erlebnis. Es ist wieder heiß und schwül und der Kreislauf überlegt bei jeder Anstrengung, ob er nicht lieber zusammenbrechen soll. Die Luftfeuchtigkeit liegt, wie auch schon zuvor in Yukatan, zwischen 70% und 80%. Zurück auf dem Campground liegen alle nur noch matt rum. Gottseidank geht am Fluss ein leichter Wind.
Am Karfreitag geht es weiter in das Crooked Tree Wildschutzgebiet, wo wir uns in der Crooked Tree Lodge einmieten.
Die Lagune, an der wir campen, ist fast trocken, alle warten sehnsüchtig auf Regen. Hier ist ein Paradies für viele Wasservögel. Auf einer Wanderung um die Mittagszeit, eine sehr schweißtreibende Angelegenheit, sehen wir einige merkwürdige Störche, Geier, Kormorane und sowas wie Schnepfen und Ibisse. Auch heute ist der Kreislauf wieder echt gefordert. Jeder kleine Windhauch ist eine Wohltat.
Am Abend donnert es rund um uns und da wir draussen essen wollen, fahre ich sicherheitshalber die Markise raus. Darauf hat das Gewitter nur gewartet. Sofort fängt es an zu schütten wie aus Kübeln. Felix und ich kämpfen mehr als eine Stunde um das Leben unserer Markise. Am Ende stehen wir knöcheltief im Wasser und sind patschnass, aber die Markise lebt! Als wir danach noch in Felix Auto zusammensitzen, klebt draussen an der ausgestellten Fensterscheibe ein kleiner Frosch. Das Fenster ist in 2 m Höhe. Was für ein Regen! Am nächsten Morgen ist die Lagune praktisch wieder voll.
Wir fahren weiter und besuchen den kleinen aber feinen Belize Zoo, der sehr harmonisch in den Dschungel integriert ist. Wir sehen u.a. Jaguar, Puma, Ozelot, gefleckte Wildkatze, Tapir, Pecari, Nasenbär, Jakuti Storch, Tucan, Brüll- und Klammeraffe. Wie immer im Zoo ist bei mir das Vergnügen, diese Tiere sehen zu können, durch das Bedauern über ihre Gefangenschaft überschattet.
Nach dem Tierpark geht es zu einer Tour mit dem Schwimmreif durch das Nohoch Che en Höhlensystem am Sibun River. Zusammen mit unserem Guide Regi müssen wir die (großen) Schwimmreifen nebst Helm und Stirnlampe etwa 30 Minuten flussaufwärts tragen. Dabei erzählt uns Regi interessante Informationen zu den Bäumen am Wegesrand. Wir sehen u.a. Mahagoni- (Nationalbaum von Belize) und Teakbäume, frühere „Exportschlager“ von Belize. Gleich am Einstiegspunkt geht es im Viererkonvoi in die riesige Höhle und damit in die Finsternis. Ohne Stirnlampe wäre es ziemlich gruselig, denn der Fluss, der zur Zeit wenig Wasser führt, mäandert wild durch das Höhlensystem. So bugsiert uns unser Guide etwa 45 Minuten durch die Höhle und erzählt uns vom Weltbild der Maya, für die diese Höhle ein Eingang in die Unterwelt repräsentierte. Keinem normalen Sterblichen war es erlaubt, die Unterwelt zu betreten. Nur hohe Priester durften hier Handlungen vornehmen um bestimmte Götter gnädig zu stimmen. In dem weitläufigen Höhlensystemen wurden Relikte und Knochen gefunden. Wir sehen auch einige Fledermäuse, die in der Höhle wohnen. Hübsche Tour, sehr kurzweilig.
Gegen Abend wollen wir uns auf einem Campground in der Hauptstadt von Belize, Belmopan, einmieten. Das Navi nimmt den kürzesten Weg und führt uns über einen Feldweg, der von tiefen Lachen von gestrigen Regen gespickt ist. Ich fahre so vor mich hin, bis plötzlich unser Heck tief in ein Schlammloch absackt. So dass Hinterachse und Tank aufsetzen. Auch mit Allrad geht nix, ich grabe mich noch mehr ein. Aber ich gebe nicht auf und als sich Felix bereits bereit macht, mich rauszuziehen, komme ich doch rückwärts in der Untersetzung gerade so wieder aus dem Schlamassel raus. Fast unglaublich, denn das Loch ist sehr tief. Die Karre sieht aus wie ein Schwein, das sich gerade gesuhlt hat, aber wir sind trotzdem froh. Zu allem Überfluss gibt es den Campground, den wir angesteuert haben, inzwischen gar nicht mehr.
Wir fahren weiter zum Rock House, einer Art Resort mit Vogelauffangstation, wo normalerweise keine Hunde erlaubt sind. Wir dürfen trotzdem auf dem riesigen Gelände campen, aber weit weg von den hauseigenen Hunden, die keine fremden Hunde dulden. Der Platz in einer Bananenplantage könnte idyllischer kaum sein. Wir campen an einem Fluss, in dem man herrlich baden kann. Hier verbringen wir den Ostersonntag mit Kuchen essen, schwimmen und faulenzen. An den beiden Abenden sehen wir viele Glühwürmchen, die überraschend groß sind.
Gleich ein Stück neben unseren Autos entdeckt Felix die größte Ameisenstraße, die ich je gesehen habe. Auf einer 12-spurigen Autobahn tragen Blattschneiderameisen ihre Blätterschnipsel von einem Baum herunter und etwa 20m weit zu ihrem riesigen Bau. Wie ein grüner Fluss, der in einem Loch im Boden verschwindet. Bei diesem Durchsatz sollte der Baum binnen Tagen kahl sein. Dann kommt der nächste Baum.
Auf dem Gelände rund um das Haupthaus am Eingangstor gibt es eine Vogelauffangstation, hauptsächlich für Papageien, die gefangen wurden und/oder die niemand mehr haben will oder die verletzt wurden. Die Anzahl der „Einwohner“ ist mittlerweile auf etwa 180 angewachsen und was als Hilfe für wenige Tiere gedacht war, ist für die Besitzer Nikki und Jerry zu einer Mammutaufgabe geworden, die viel Geld kostet. Diejenigen Vögel, die es noch schaffen können, werden irgendwann wieder ausgewildert. Aber es gibt auch die viele anderen. Als wir fahren, darf ich z.B. für eine Weile einen munteren und sehr zutraulichen Papagei auf der Schulter tragen, dem der untere Teil des Schnabels fehlt.
Die gemeinsame Zeit mit Felix und Tina geht ihrem Ende entgegen, da sich die beiden in Belize mehr Zeit lassen wollen als wir. Wir fahren noch zusammen zur Herman‘s Cave, in die man fast 200m tief ohne Führer hineinlaufen kann, schwimmen im Blue Hole, einer Cenote, beide im Blue Hole National Park gelegen und übernachten noch einmal zusammen im Mayflower Bocawina National Park, in dem es im dichten Dschungel neben einigen Maya Ruinen auch diverse Wasserfälle und Wanderwege gibt. Beim Abendessen sehen wir Fledermäuse, die einen Meter neben meinem Sitzplatz aus dem Stamm eines Baumes kommen, der als Eckpfeiler einer Palapa dient, unter der wir sitzen.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Felix, Tina und Filou, die für einige Tage auf eine Insel fahren. See you somewhere down the road…
Unser Weg führt uns noch einmal nach Süden hinunter ans Meer, über den Hummingbird Highway, nach Placencia, der einzigen „Festlandsinsel“, die mit dem Auto erreichbar ist. Ein touristischer, hübscher Ort mit einem Traumstrand. Die Atmosphäre ist karibisch locker. Das Lebensgefühl läßt sich auch an den öffentlichen Bussen ablesen, die in den Farben von Jamaika lackiert sind. Hier kommen vor allem Amerikaner her, um Urlaub zu machen. Wir dürfen auf dem Parkplatz des Mariposa Restaurants stehen. Wenn wir hier essen, kostet das keine Campinggebühren. Ein traumhaften Platz, denn das Essen hier ist vorzüglich!
Ich habe das Meer noch nie so warm erlebt. Die Lufttemperatur liegt bei 32 Grad, auch in der Nacht kühlt es nicht wirklich ab, die Brise vom Meer tut gut. Allerdings hört diese irgendwann in der Nacht auf. Damit nicht genug dringen durch das Alkovenfenster (!) winzige Ameisen ins Auto ein, am Morgen sind sie überall. Es wird sicher Wochen dauern, die wieder loszuwerden.
Am zweiten Tag buchen wir einen Schnorchelausflug (90 USD / Person) auf die Insel „Laughing Bird Caye“. Tauchen und Schnorcheln ist ein ganz großes Ding hier, auf den vielen Inseln und dem Korallenriff draussen im Meer. Das wollen wir uns mindestens einmal ansehen. Die Fahrt mit dem Boot dauert ca. 40 Minuten und wir betreten die kleine Postkarteninsel, die mit Kokospalmen bewachsen ist. Der erste Schnorchelgang geht um die halbe Insel. Das Meer ist sehr warm, was die Sache zu einem Vergnügen macht. Unser Guide, Eric, ist ein netter, muskulöser Kreole, dessen Bewegungen im und unter Wasser elegant und supercool aussehen. Immer wenn er uns eine Fischart zeigt, sagt er sowas wie:“ And here is your Sting Ray“, obwohl das gar nicht „unserer“ ist. Aber es klingt einfach cool. Nach dem ersten Schnorchelgang gibt es ein Mittagessen, danach schnorcheln wir um die andere Hälfte der Insel. Wir sehen viele, verschiedene Korallen, jede Menge Fische in allen Größen und Farben (darunter zwei Stachelrochen) und eine Gruppe von Kalmaren. Wir sind begeistert und froh, den Ausflug gemacht zu haben.
Nach
drei Nächten geht es wieder zurück nach Belmopan und weiter
Richtung Guatemala.
Wir besuchen „Spanish Lookout“, einen
Ort der Mennoniten, an dem es u.a. gute Läden für Autoteile und
Werkzeug gibt. Monika ersteht hier in einem Farmer Store
Treckingsandalen. Haben wir lange nirgendwo gesehen. Auf dem
Weiterweg müssen wir über einen Fluss, der mittels einer
handbetriebenen Fähre überquert wird. Der Fährmann zieht die Fähre
mittels einer Handkurbel an einem Stahlseil entlang über den Fluss.
Alte, bewährte Technik. Die Fahrt kostet nix, man kann aber eine
Spende geben. Während
der kurzen Fahrt unterhält uns ein blonder, blauäugiger
10-Jähriger, der schon erstaunlich wortgewandt ist.
In
San Ignacio, kurz vor der Grenze, bleiben wir nochmal zwei Tage auf
dem Campground von Francesco gleich neben dem Markt. Hübscher Ort,
stark von Backpackern frequentiert, mit einem traditionellen Markt am
Samstag.
Letzte Station sollen die Ruinen von Xunantunich werden. Auch hier setzt man mit einer handbetriebenen Fähre über den Fluss Mopan, das Prozedere kennen wir bereits. Wir drehen eine Runde durch die Ruinen. Vom 40m hohen Tempel El Castillo hat man einen weiten Blick über endlosen Dschungel.
Der Campingplatz, auf dem wir den Rest des Tages verbringen wollten stellt sich als heiße Hölle ohne Schatten heraus, so beschließen wir spontan, gleich heute noch nach Guatemala auszureisen.
Heute ist Sonntag, der 28. April.
Belize ist „anders“ und hat uns bei unserem kurzen Besuch gut gefallen. Die Landschaft ist wild, man sieht z.b. sehr wenig Ackerbau. Die Küste ist sehr touristisch, für Taucher ist das vorgelagerte Korallenriff ein Traum. Den Menschen hier scheint die Karibik näher zu sein als Mexiko oder der Rest von Zentralamerika. Die Leute wirken fröhlich und entspannt (Jamaika läßt grüßen). Leider haben wir von der Musik nicht viel mitbekommen. Ein großer Teil des Landes sind Naturschutzgebiete, die zu besuchen aufgrund ihrer Artenvielfalt spannend ist. Belize ist kein günstiges, aber ein interessantes, kleines Land, das durch die englische Landessprache einfach zu bereisen ist. So haben uns die ganze Zeit sicher gefühlt. Kleiner Wermutstropfen ist, dass die Bierauswahl auf etwa zwei teure, lokale Sorten in lächerlich kleinen Flaschen eingeschränkt ist. 😉
Hey ihr Zwei,
wieder mal ein Super Bericht und Hammer Bilder.
Letzte Woche war ich schon am Schwansee beim Baden ( Wasser so ungefähr knapp 16° Grad ) und am Wochenende in Vils 20 cm Schnee .
Lasst’s euch weiter gut gehen und bleibt da wo’s euch gefällt.
Ihr habt alle Zeit der Welt.
( Ich lese grad ein Buch mit dem Titel;
“Die Endeckung der Langsamkeit ”
Ìch wart schon auf den nächsten Bericht aus Guatemala.
Hasta la Vista
Lg Chips
Na klasse, außer das mit dem Bier. Ich trink 2 Weizen für euch, obwohl ich nicht auf Weizen steh 😉
Werde euch weiterhin verfolgen.
Grüsse aus dem kalten Deutschland (<10°C am WoEn)
Meine Lieben.
wieder ganz tolle interessante Fotos, danke.
Wo seit Ihr jetzt, Belize ? Noch nie gehört, sorry.
Während Ihr bei über 30 Grad schwitzt.
brechen bei uns nochmal Bäume und Äste bei
schweren Neuschnee auf Blätter und Blüten.
Beamt ? uns doch ein bisschen Wärme.
Hauptsache Ihr bleibt gesund und munter.
Habt Ihr eigentlich Zeit Euch auf die Nerven zu gehen?
Neugierige alte Mama um Euer Wohl besorgt.
Nichts für ungut.
Liebe Grüße
Mama