21. Faszinierendes Colorado-Plateau und „Ein ganzes halbes Jahr“

Wir sitzen 3 Tage bei Regenwetter in Moab, bevor wir einfach weiterfahren, denn das Wetter bleibt durchwachsen. Wir hatten gehofft, hier einige der vielen schönen Offroad-Strecken fahren zu können, aber es sollte nicht sein.

Zunächst sehen wir uns noch kurz die Sand Flats direkt bei Moab an, wo der berühmte Slickrock Trail für Mountainbikes beginnt und wo sich die ganzen Quads und Jeeps im Sand/Matsch und auf den rundgelutschten Felsen austoben. Auch der Toyota darf sich mal malerisch auf eine kleine Felskuppe stellen.

Toyota malerisch auf Felsen drapiert
Toyota malerisch auf Felsen drapiert

Unser eigentliches Ziel ist aber der Canyonlands NP, wo wir im Needles District in den Park hineinfahren. Die Landschaft ist absolut grandios. Wir fahren unten im grünen Canyon, wo große Bäume wachsen und sind eingerahmt von den teils hohen Wänden, die von zunächst eher hell und sandfarben hin zu tiefem Rot wechseln. Hier wird auch geklettert, ein Eldorado für Rißklettererei.

Nach der Besichtigung des Newspaper Rock, auf dem sich die Ureinwohner durch Felsgravuren verewigt haben

Graffiti auf Indianisch
Graffiti auf Indianisch

und dem einen oder anderen Aussichtspunkt am Wegesrand, machen wir am Ende der Straße eine Wanderung Richtung Elephant Hill. Die Gegend, die durch verschiedene, errodierte Felsschichten geprägt ist, macht das Laufen abwechslungsreich und spannend. Da es schon später Nachmittag ist, laufen wir nur bis zu einem Felsplateau mit schönem Blick auf die zerklüfteten Felsformationen, die im Abendlicht sehr schön beleuchtet sind.

Wanderung in den Needles
Wanderung in den Needles

Wir übernachten im Park auf einem Campground und fahren am nächsten Tag weiter nach Cortez und Mesa Verde. Dort sehen wir uns auf dem Scenic Drive im Park zunächst einige der berühmten Behausungen unter den Felsüberhängen von aussen an und machen am Abend dann eine Führung durch das Balcony House mit, wo uns von einem engagierten Ranger die Lebensumstände der hier lebenden geschätzt 5.000 Pueblo-Indianer im 12. Jahrhundert nahegebracht wird. Im Rahmen der Führung müssen wir hohe Leitern hinaufklettern und uns kriechend durch sehr enge Gänge zwängen. Das macht die Sache anschaulich und spannend. Die Bauten sind teilweise erstaunlich ausgetüftelt und von großer Präzision geprägt. Man vermutet, dass die Bewohner hier z.B. Vorräte für 4 bis 5 Jahre gelagert hatten, um auch Trockenperioden gut überstehen zu können. Unter den Felsüberhängen gelegene Quellen haben den Bewohnern außerdem das lebenswichtige Wasser gesichert.

Eine der größeren Siedlungen in Mesa Verde
Eine der größeren Siedlungen in Mesa Verde
Monika erkundet das Balcony House
Monika erkundet das Balcony House

Über die Gründe, warum die Bewohner diese Siedlungen (es gibt hier mehrere tausend Stellen mit Bauten!) verlassen haben, wobei sie sehr viele ihrer wertvollen Gebrauchsgegenstände zurückgelassen haben, gibt es nur Spekulationen. Vermutlich wollten sie südlichere Gegenden erkunden und zurückkommen, allerdings sind sie dann wohl wegen besserer Bedingungen gleich dageblieben.

Wir übernachten auf dem Campground im Park und machen am nächsten Tag noch eine Führung in die Long House Siedlung mit, die in einem anderen Bereich des Parks liegt. Beim Sammeln der Gruppe für die Führung regnet es wie verrückt und wir überlegen ernstlich, nicht teilzunehmen. Dann siegt aber doch die Neugier und wir sehen uns die Siedlung an, in der sicher mal bis zu 100 Pueblo-Indianer gelebt haben und wo, wie die Bauten nahelegen, bei Festivitäten eine vielfach höhere Zahl zusammen gekommen sind.

Long House Besichtigung
Long House Besichtigung

Nächstes Ziel ist Monument Valley, auch so eine „Must See“ Position auf der Wunschliste. Der Weg dorthin führt uns über Bluff bei den Twin Rocks, durch das Tal der Götter, das Valley of Gods und über Mexican Hat. Durch das Valley of Gods führt eine ca 25 km lange Dirt Road durch eine faszinierende Sandstein-Landschaft. Da es sich bei dem Tal um BLM-Land handelt, darf man überall entlang der Straße wild campen. Die Gegend liefert mit ihren bizarren Felstürmen einen guten Vorgeschmack auf Monument Valley.

Wunderschönes Tal der Götter
Wunderschönes Tal der Götter

Obwohl wir hier gerne ein Nacht verbracht hätten, treibt uns das Wetter, das wieder schlechter werden soll, weiter. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel, das Monument Valley, und nehmen nach dem ersten „Ah“ und „Oh“ Blicken vom höher gelegenen Visitor Center aus gleich noch die teils sehr ruppige, 17 Meilen lange Pistenschleife durch die Felstürme in Angriff. Wohnmobile sind auf dieser Strecke eigentlich nicht erlaubt, aber niemand macht uns irgendwelche Schwierigkeiten. Erstaunlich ist, wie viele Leute ihre normalen Autos über die Piste quälen. Aber 60 USD/Person für eine Fahrt im offenen Jeep schrecken doch vermutlich viele ab. Bei dem herrlichen Licht ist die Fahrt durch diese Landschaft ein tolles Highlight und wir können uns kaum satt sehen.

Highlight: Monument Valley
Highlight: Monument Valley
Totem Pole im Monument Valley
Totem Pole im Monument Valley

Wir übernachten gleich ums Eck auf dem Goulding Campground und machen am nächsten Tag, das Wetter ist überraschend gut, noch eine Wanderung um einen der Felstürme. Wunderschön!

Wanderung im Monument Valley
Wanderung im Monument Valley

Weiter geht es nach Page am Lake Powell. Kurz vor Page passieren wir den berühmten Antilope Canyon. Das Wetter ist immer noch sehr schön und so fahren wir zu einem der beiden Tourveranstalter vor Ort für den Lower Antilope Canyon, wo wir noch Karten für eine Tour am frühen Nachmittag bekommen. Lower und Upper Antilope Canyon sind wohl die bekanntesten der vielen sogenannten Slot-Canyons in dieser Gegend. Im Sommer sind die Touren oft ausgebucht, aber hier hilft uns die späte Zeit im Jahr. Der Spaß ist alles andere als billig, aber was sein muss …

Die Schlucht ist wirklich sehr schön, Formen und Farben der Schluchtwände sind unglaublich und man kommt in der Stunde, die die Führung dauert, aus dem Staunen nicht heraus. Wenn die Umgebungsbedingungen entsprechend zusammenpassen, entstehen solche Wunder der Natur, die man sich auch in den kühnsten Träumen so nicht ausdenken könnte. Dass wir bei der Führung, salopp gesagt, im Schweinsgalopp durch den Canyon getrieben werden, ist dem enormen Andrang an Besuchern geschuldet.

Lower Antilope Canyon
Lower Antilope Canyon

Wir übernachten direkt am sehr schönen Lake Powell Stausee auf dem Lone Rock Campground. Man bezahlt bei der Einfahrt in das riesige Gelände und sucht sich dann einfach irgendwo einen Platz auf dem breiten und weitläufigen Sandstrand. Einfach cool!

Lone Rock Campground am Lake Powell
Lone Rock Campground am Lake Powell

Am nächsten Tag sehen wir uns den Upper Antilope Canyon an. Dieser ist teurer als sein kleinerer Verwandter, dafür haben wir das Glück, dass nicht ganz so viele Leute durch den Canyon gescheucht werden, wir also etwas mehr Muse zum Fotografieren haben. Dieser Canyon ist noch schöner als sein kleiner Bruder und ein absolutes Highlight.

Unscheinbarer Eingang
Unscheinbarer Eingang
Einfach Wunderschön...
Einfach Wunderschön…

Nach der Führung sehen wir uns noch den berühmten Horse Shoe Bend, eine Hufeisenkurve des Colorado, an. Auch hier geht es zu wie auf der Kirmes, weil der Aussichtspunkt bei allen Reiseveranstaltern, die hier Station machen, auf dem Programm steht.

Schönes Hufeisen
Schönes Hufeisen

Abends übernachten wir mal wieder auf dem Walmart Parkplatz. Nächste Station ist Kanab. Auf dem Weg dahin besuchen wir den beeindruckenden Glen Canyon Staudamm, dem der Lake Powell seine Existenz verdankt.

Weiter geht es mittels einer Wanderung zu den Toodstool Hoodoos, wo es echte „Steinpilze“ gibt. Die Ecke, zu der diese kleine, unbedeutende Wanderung führt, liegt im Grand Staircase National Monument Park und ist wieder unglaublich und spektakulär. Wir wandern durch die weißen und braunen Sandsteinformationen und finden die Bandbreite an Landschaften in dieser Gegend jetzt schon einfach nur grandios.

Monika im Wunderland
Monika im Wunderland
Fragiles Meisterwerk der Natur
Fragiles Meisterwerk der Natur

Weitere kleine Zwischenstation ist die Fahrt in den Paria Canyon, in dem früher Wildwestfilme gedreht wurden und es lange Zeit noch entsprechende Filmkulissen gab. Diese sind inzwischen jedoch verschwunden. Die Wände des Tales sind in Weiß- bis Rot- bis Lilatönen quergestreift. Sieht wieder total unwirklich aus. Wir halten zunächst am üblichen Wanderparkplatz, aber dann sticht mich der Hafer und wir fahren durch ein Flußbett noch ein ganzes Stück weiter bis zu den Ruinen einer früheren Ansiedlung. Coole Fahrt. 😉

Farben im Paria River Canyon
Farben im Paria River Canyon

In Kanab brauchen wir erst mal wieder eine Verschnaufpause von den vielen, aufregenden Eindrücken und so bleiben wir drei Nächte auf dem Crazy Horse Campground.

In Kanab gibt es jeden Morgen ein Spektakel, bei dem Leute bei einer Lotterie einen Besuch in einem von zwei kleinen, fragilen Gebieten in den Coyote Buttes gewinnen können. Das begehrteste landschaftliche Juwel ist „the Wave“ im Coyote Buttes North Sandsteingebiet, das jeden Tag nur max. 20 Personen besuchen dürfen. In einer Lotterie werden davon jeden Tag 10 Plätze verlost. Es gibt etwa 150 Bewerber für die 10 Tickets und so gehe ich an den zwei Tagen, an denen ich für uns teilnehme, jeweils leer aus. Sehr schade, aber die Gegend ist auch so reich an spektakulären Plätzen, die man einfach besuchen kann.

Zum Peek A Boo einem frei zugänglichen, tollen Slot-Canyon 15 km nördlich von Kanab, führt eine mehr als 5 km lange Tiefsandpiste, vor der in den Beschreibungen blumig gewarnt wird. Da es solche Anfahrten zu schönen Plätzen hier öfter gibt, müssen wir mal testen, wie sich der Toyota schlägt, wenn es heißt: tiefer Sand, nur für 4×4 Fahrzeuge mit großer Bodenfreiheit. Dazu gehören wir natürlich, aber unser Gefährt ist schwer und Gewicht ist Gift im Sand! Also lasse ich etwas Luft aus den Reifen und wir fahren los. Ich muss, obwohl die Piste meist etwas bergab geht, ordentlich am Gas hängen, damit wir einigermaßen „durchschwimmen“, denn der Sand ist wirklich tief. Wir schaffen es auch bis zum Canyon, aber ich bin überzeugt, dass wir den Rückweg (bergauf) nicht schaffen werden und bin entsprechend nervös. Obwohl der Canyon wirklich klasse ist, kann ich es nicht genießen und sehe uns schon am Abschlepphaken eines großen Trucks. Vor der Rückfahrt lasse ich noch mehr Luft ab und fahre in der Untersetzung los, wobei ich den Motor immer auf hohen Drehzahlen halte (Marokko läßt grüßen)! Und siehe da, wir haben Glück. Es kommt uns auf der Strecke niemand entgegen, so dass wir nicht anhalten müssen, und der Toyota wühlt sich brav den ganzen Weg zurück. Am Ende können wir noch ein Stück über eine leichtere Seitenstrecke auskneifen. Als wir wieder festen Teer unter den Rädern haben, sind wir sehr erleichtert.

Beschwerliche Anfahrt
Beschwerliche Anfahrt
Peek A Boo Slot-Canyon
Peek A Boo Slot-Canyon

Auf der Rückfahrt kommen wir noch am Angels Canyon vorbei, dem Tal der Engel. In dem Tal gibt es eine Organisation, die versucht, das heute noch übliche Töten der in Tierheimen aufgenommenen Tiere zu verringern bzw. zu beenden. Aktuell sind das noch über 4.000 Hunde und Katzen pro Tag. Hier gibt es auch „Angels Nest“ und „Angels Rest“, einen Friedhof für Haustiere. Jedes der hier liegenden Tiere hat entweder eine kleine Grabstelle oder ein Windspiel. So gibt es bei jedem Windhauch einen zarten Vielklang. Ein merkwürdiger, auf seine eigene Art anrührender Ort.

Tierfriedhof Angels Rest
Tierfriedhof Angels Rest
Tierfriedhof Angels Rest
Tierfriedhof Angels Rest

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Heute ist außerdem der 18. Oktober und wir sind jetzt seit 6 Monaten unterwegs. Das feiern wir am Abend mit einem Gläschen Rotwein und ziehen folgendes Zwischenfazit:

  • Erstaunlich, wie kurz und gleichzeitig lang 6 Monate sind.
  • Reisen ist auch Stress.
  • Die interessanten Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben, die Erlebnisse mit Tieren, die wunderbaren Landschaften, die abenteuerlichen Fahrten, die traumhaften Plätze abseits der ausgetretenen Pfade, die Freiheit seine Tage zu gestalten, all das war die Motivation für unsere Reise und wird Teil unseres Schatzes an Erinnerungen, die wir nicht mehr missen möchten. Hierbei wird uns unser Blog gute Dienste leisten, ohne den viele Erlebnisse sicher verblassen würden. Dieses Tagebuch, ursprünglich für euch, liebe Leser, ins Leben gerufen, wird also auch für uns persönlich immer wichtiger. So sind wir motiviert, es schon für uns selbst einigermaßen sorgfältig weiter zu führen.
  • All unsere Erlebnisse entschädigen uns auch für einen Teil des Preises einer solchen Reise, denn man lässt schließlich auch Vieles in der Heimat zurück, verzichtet auf Erlebnisse mit der Familie und mit Freunden und auf viele Bequemlichkeiten.
  • Natürlich ist es eine Herausforderung, dass wir jetzt 24h am Tag auf engstem Raum zusammen verbringen, aber bis jetzt haben wir das sehr gut hingekriegt und schöne Erlebnisse werden ja doppelt schön, wenn man sie teilen kann.
  • Wir stellen fest, dass wir aufgrund der Wettersituation, die uns in diesen Monaten oft das Tempo diktiert hat, nicht genug Pausen eingelegt haben. So sind wir zeitweise durch die ständigen, vielen Eindrücke der Reise fast „overloaded“ (was für ein Luxus !) und die eine oder andere längere Pause hätte uns gut getan. Aber das wird in Zukunft sicher besser… 😉

2 Antworten auf „21. Faszinierendes Colorado-Plateau und „Ein ganzes halbes Jahr““

  1. schöne Erinnerung kommen mir bei Euren Fotos.
    Da genau sind Gabi und ich auch gefahren.
    Monument valley hat mich am Meisten begeistert,
    ich habe die Landschaft für Martins Playmobilindianer
    1983 gemalt. Mein Vater hat mir ins Poesiealbum
    geschrieben.“ Trinkt ihr Augen, was die Wimper hält,
    von der goldenen Landschaft dieser Welt“
    Denkt daran,
    Viel Freude weiterhin
    Mama

  2. Tolle Reise und schöne Bilder, wir sind begeistert!
    Aber, ob Euch das gelingt mit den längeren Pausen?
    Uns ist es nicht geglückt. Glaubten immer, etwas zu versäumen. Es gibt einfach immer etwas schönes zu sehen.
    Weiterhin viel Spaß und viele Grüße
    Uschi und Franz

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