23. Das Tal des Feuers, eine kleine Auszeit und das Tal des Todes

Nach all den Erlebnissen in den letzten Wochen brauchen wir dringend eine Auszeit. Wir fahren deshalb weiter Richtung Las Vegas und bleiben unterwegs immer wieder mal irgendwo für einen Tag stehen.

Eine Nacht verbringen wir am Lake Mead, einem riesigen Stausee in der Wüste, der früher mal das Ausflugsziel für die Menschen in Las Vegas war, bis der Wasserspiegel dramatisch sank und damit alle Boot- und Badeeinrichtungen buchstäblich aufs Trockene verlegte. Heute ist der See weitgehend verlassen.

Übernachtungsplatz am Lake Mead
Übernachtungsplatz am Lake Mead

Einziges Zwischenziel ist das Valley of Fire, das praktisch auf dem Weg liegt. Wir machen dort einige kleine Wanderungen, sehen uns dabei die Fire Wave und den Crazy Hill an, meines Erachtens die Highlights des Parks.

Fire Wave im Valley of Fire
Fire Wave im Valley of Fire
Am Crazy Hill
Am Crazy Hill
Naja ...
Naja …

In Las Vegas hängen wir schließlich fast eine Woche rum, weil es aus einem geplanten Besuch im Redrock Canyon nix wird (wir kriegen keinen Platz auf dem Campground).

Wir besuchen den Strip, sehen uns Vulkanausbrüche und gigantische Wasserspiele an und streifen durch einige der großen (besser: gigantischen) Casino‘s. In den Katakomben dieser Paläste kann man sich buchstäblich verirren. Las Vegas ist unglaublich, auf eine bizarre Art. Hier wird der Kommerz wahrlich auf die Spitze getrieben. Abends fahren z.B. LKW‘s den Strip rauf und runter, die nur große Videowände mit Reklame spazierenfahren (da muss man erst mal drauf kommen). Und obwohl hier alles sooo schön ist, sehen die Besucher irgendwie auch nicht glücklicher aus. 😉

So spiele ich mal ganz kurz an einem Automaten und lasse mich auf der Straße mit zwei Showgirls fotografieren – ich wollte mich eigentlich mit zwei heißen „Polizistinnen“ ablichten lassen, aber Monika hat es mir nicht erlaubt 🙁

Aber das war‘s dann auch schon. Nicht meine Welt.

Auf dem Strip
Auf dem Strip
Wasserspiele
Wasserspiele
Der Autor in seinem Element
Der Autor in seinem Element
Jugend forscht...
Jugend forscht…

Vor geraumer Zeit haben wir beschlossen, die Einladung von Josef und Doris anzunehmen, sie im November in Florida zu besuchen. Am Dienstag, den 13.11. fliegen wir hierfür von Las Vegas nach Miami, wo uns die beiden am Flughafen abholen. Sie besitzen ein schönes Haus in Cape Coral, wo wir zusammen für einige Tage abhängen. Das Wetter ist angenehm, wir machen einen Ausflug an einen Postkartenstrand mit vielen Muscheln, gehen schön Essen, treffen Freunde der beiden, geniessen den Pool und haben viel Spaß zusammen. Ein Highlight und eine willkommene Auszeit vom Camperleben.

Entspannung pur!
Entspannung pur!
Zwei Bier und eine verlogene Ente
Zwei Bier und eine verlogene Ente
Traumstrand am Golf von Mexiko
Traumstrand am Golf von Mexiko
Ausgelassener Spaziergang am Strand
Ausgelassener Spaziergang am Strand

Am Samstag, den 17.11. heißt es wieder Abschied zu nehmen und wir ziehen aus dem schönen Haus in Florida wieder um in unsere 1-Zimmer-Wohnung (ohne Pool) mit 8 qm. Schluss mit Jet Set.

Am nächsten Tag sagen wir Las Vegas Good-Bye und fahren weiter ins berühmte Death Valley. Nach einem Stop am Zabriski Point erreichen wir am späten Nachmittag das Visitor Center in Furnace Creek und bleiben gleich auf dem Sunset Campground am Ort.

Ausblick am Zabriski Point
Ausblick am Zabriski Point

Der nächste Besuch gilt Badwater, das 85m unter dem Meerespiegel liegt. Unterwegs wandern wir zunächst in den Golden Canyon (ganz nett)

Wanderung im Golden Canyon
Wanderung im Golden Canyon

und sehen uns dann den Devil‘s Golf Course an, eine braune Salzebene, die aussieht, als hätte jemand mit monströsen Maschinen ein Feld kreuz und quer umgepflügt und dann die Oberfläche mit einem weißen, scharfkantigen Guss aus Stein überzogen, wobei es durchaus auch filigrane Gebilde gibt. Einzigartig, eigenartig und nicht ganz ungefährlich beim Drüberlaufen.

Bizarrer Devils Golf Course
Bizarrer Devils Golf Course

Vom Parkplatz bei Badwater kann man auf einer Salzzunge auf einen ausgetrockneten Salzsee hinauslaufen. Draußen steht man dann auf der grellweißen Fläche und sieht die typischen Strukturen, die das Salz beim Verdunsten des Wassers bildet. Sehr hübsch und wir haben jetzt ein paar Salzbrocken im Auto, als stille Reserve.

Tief, tiefer, Badwater !
Tief, tiefer, Badwater !
Badwater, pitoreske Salzebene
Badwater, pitoreske Salzebene

Zurück am Parkplatz treffen wir Beat und Ruth, zwei Schweizer, die für ein Jahr mit einem Iveco von Explorix unterwegs sind. Wieder einmal entspannt sich eine angeregte Unterhaltung und ich bin schon gespannt, ob wir uns irgendwo auf der Baja noch einmal über den Weg laufen. Kurz hinter Badwater drehen wir um und fahren auf dem Rückweg noch den Artist Loop, eine stark gewundene Strasse durch die Vorberge, von der aus man immer wieder einen guten Blick auf mehrfarbige Bergflanken werfen kann.

Am nächsten Morgen machen wir erst mal eine Wanderung zu der höchsten Düne in den Mosquito Flat Sand Dunes. Das macht richtig Spaß und da sich die Wolken von gestern verzogen haben ist das Licht auch sehr schön. Während unserer Wanderung fliegt zweimal einer der streng geheimen Tarnkappenbomber über uns hinweg. Sieht aus wie ein von einem Kind gebautes einfaches Lego-Flugzeug. Gleich neben den Dünen gibt es noch das Devils Corn Field, in dem seltsame, hohe Büsche schön verteilt auf einer weiten Ebene stehen.

Auf der höchsten Düne in den Mosquito Flat Dunes
Auf der höchsten Düne in den Mosquito Flat Dunes

Nach einem Stop in Beatty, etwas ausserhalb des Parks, um Diesel und Brot aufzufüllen, geht es wieder in den Park auf die spannende Titus Canyon Road. Diese einspurige Piste führt auf einer Nebenstrecke durch die Grapevine Mountains. Die 40 km Fahrt über einen Pass, dann teils sehr schmal hinab ins Death Valley, vorbei an farbigen Bergen und zuletzt durch einen engen, gewundenen Canyon ist spektakulär und das ganze Geholper absolut wert.

Bunte Hänge auf der Titus Canyon Road
Bunte Hänge auf der Titus Canyon Road
Engstelle im Titus Canyon
Engstelle im Titus Canyon

Zurück im Death Valley wenden wir uns wieder nach Norden zum nächsten Ziel, dem Race Track.

Unterwegs sehen wir uns noch kurz den Ubehebe Crater an, füttern dort ein paar vorwitzige Raben und übernachten in einer kleinen Bucht auf der sehr ruppigen Race Track Road.

Frecher Rabe am Ubehebe Crater
Frecher Rabe am Ubehebe Crater

Schon am frühen Morgen fährt ein Auto an unserem Schlafplatz vorbei und wir wundern uns. Später am Race Track, nach weiteren 30km Rüttelpiste, sehen wir, dass das Auto zu einer asiatischen Familie gehört. Die Asiaten, beim Sightseeing immer gnadenlos, vor allem sich selbst gegenüber!

Der Race Track ist eine große ausgetrocknete Lehmpfanne, eingebettet in ein Tal inmitten der Steinwüste. Das unerklärliche Phänomen hier ist, dass auf der Lehmebene teils sehr schwere Steine liegen, die durch eine lange Spur im Lehm anzeigen, dass sie bewegt (verschoben) wurden.

Die Spuren sind teilweise gerade, teilweise in Schlangenlinien. Und die Spuren von nahe zueinander liegenden Steinen sie sind nicht unbedingt parallel, sondern sind scheinbar willkürlich mal in diese mal in jene Richtung. Es gibt Steine mit Spuren, andere daneben ohne Spuren. Ein Erklärungsversuch ist, dass wenn die Lehmebene feucht wird, sie so rutschig wird, dass der Wind die Steine bewegt. Aber Steine mit mehreren hundert Kilogramm? Und warum den einen Stein, den anderen daneben aber nicht? Auf alle Fälle ein wundersames Rätsel.

Rätselhafte Spuren auf dem Race Track
Rätselhafte Spuren auf dem Race Track
Rätselhafte Spuren auf dem Race Track
Rätselhafte Spuren auf dem Race Track

Vom Race Track aus wollen wir über die Berge ins Nachbartal, das Saline Valley. Dort gibt es Warm Springs, die in keinem Tourismusprospekt auftauchen. Wir haben den Tipp sowohl von Tina und Felix als auch von Jochen und Sonja erhalten. Warme, in den 70er Jahren eingefasste Quellen unter Palmen in der Wüste. Einige Alt-Hippies harren dort aus und pflegen die Anlage. Es wird überwiegend nackt gebadet und es gibt Duschen und Toiletten. Das Ganze kostet nichts. Klingt nach einem perfekten Platz um einige Tage zu relaxen.

Die 40km Piste vorbei an den Hunter Mountains zum South Pass hat es in sich. Sie ist aber dafür landschaftlich reizvoll. Ich gehe davon aus, dass die Strasse ab dem South Pass, wo wir auf die normale Zufahrtsstrecke stoßen, deutlich besser wird. Ein Irrtum! Die weiteren 60km zu den Quellen sind entweder üble Geröll- oder Superwaschbrett-Piste. Irgendwann fliegt wieder mal die Besteckschublade raus und ich überlege ernsthaft, ob wir nicht umdrehen sollen. So schön kann der Ort gar nicht sein, dass sich diese Marter für das Auto lohnt. Aber irgendwann kommen wir dann doch an und erleiden einen kleinen Schock: wo wir ein beschauliches Plätzchen erwartet haben, geht es zu wie auf dem Marienplatz und wir haben Mühe, irgendwo einen Stellplatz für unser Auto zu finden. Sowohl die Pools an den unteren, als auch an den oberen Quellen sind rappelvoll. Ich schätze hier sind etwa 120 Fahrzeuge, allerdings keine Wohnmobile, sondern hauptsächlich Geländewagen und Zelte, die sich in der steinigen Landschaft auf einer großen Fläche verteilen.

Aber was solls, jetzt sind wir schon mal hier…

Wild verstreuter Campground an den Warm Springs
Wild verstreuter Campground an den Warm Springs
Idyllischer Pool an den oberen Quellen
Idyllischer Pool an den oberen Quellen

Als in der Nacht um halb Vier neben unserem Auto einer der hier lebenden wilden Esel schreit, kommt kurz fast sowas wie Afrika-Feeling auf.

Am nächsten Tag testen wir um die Mittagszeit mal zunächst einen der unteren Pools aus. Das Becken ist herrlich warm und entspannend. Die Pools beider Quellen sind liebevoll gebaut und sehr idyllisch.

Hier haben wir einen Pool mal ganz für uns
Hier haben wir einen Pool mal ganz für uns

An diesem unteren Pool findet am Nachmittag eine Art Happening zu Thanksgiving statt. Aufgebaut sind Tische mit einem Truthahn und Wein und die Leute strömen (teils lustig verkleidet !?) mit eigenen Gerichten zu dem Platz unter den Palmen, wo dann gemeinsam gegessen, getrunken und am Abend auch gesungen (!) wird. Wir wandern hoch zu den oberen Quellen, dort ist es fast leer. So testen wir auch noch beide Pools dort aus, wobei der erste so heiß ist, dass ich nur die Füße reinstrecke, Monika lässt sich langsam kochen. Der andere Pool ist dafür herrlich mit perfekter Temperatur. Im Pool erfahren wir von einigen der Altvorderen, dass dieser Andrang an Thanksgiving normal sei (eine Art Brauch bei den Stammgästen und teils auch deren Kindern) und dass sich während der Woche hier üblicherweise nur etwa 10 bis 12 Besucher verlieren. Was für ein Pech!

Kurz nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwindet (so um 16 Uhr), geht im Osten der Vollmond auf, es wird eine wunderschöne, helle Nacht. Abends sieht es hier richtig weihnachtlich aus. Viele Zelte sind mit Lichterketten und Effektlichtern geschmückt. Während ich diese Zeilen schreibe, radelt gerade ein nackter Mann auf dem Weg zu den unteren Pools an uns vorbei. Witzig und skurril zugleich. Amerika, Land der extremen Gegensätze!

Die Anlage hier ist der Parkverwaltung natürlich ein Dorn im Auge und es wird versucht, das Ganze hier in geordnete, touristische Bahnen zu lenken. Das scheitert bis heute am sicher erbitterten Widerstand der eingefleischten Fangemeinde. Aber die Tage dieser Insel der Seligen sind sicher gezählt.

Am nächsten Tag aalen wir uns nochmal in einen der unteren Pools und Monika geht auch noch zum oberen Pool für langsames Garen, worauf ich dankend verzichte.

Nachmittags klopft es plötzlich am Wohnmobil und draussen stehen Eberhard und Adinam. Eberhard ist geborener Berliner, ist aber in den 60er Jahren nach Kanada und später in die USA ausgewandert.

Er ist mit seinem Sohn in einem betagten Suzuki Samurai Geländewagen unterwegs, um eine der böseren Offroadstrecken hier zu bezwingen, auf der er beim letzten Versuch wegen Problemen mit dem Suzuki umkehren musste. Und Eberhard ist kein Mann, der klein beigibt!

Eberhard, Adinan und der kleine Samurai
Eberhard, Adinan und der kleine Samurai

Der kleine Samurai war schon auf 4 Kontinenten unterwegs und Eberhard ist eine nicht versiegende Quelle für Anekdoten und Geschichten. Als wir abends in unserem Camper zusammensitzen, kommt noch Eric dazu, ein sympatischer junger Amerikaner mit einem Jack Russel Terrier, dem unser Toyota aufgefallen ist. Er ist ein Fan vom Offroadfahren und von entlegenen Plätzen. Es entspannt sich wieder ein netter Abend mit interessanten Geschichten. Mit Eric werden wir in Kontakt bleiben, denn er wird auch im Dezember mit Freunden auf die Baja fahren und er kennt dort viele eher ruhige Plätze.

Inzwischen sind uns Brot und, schlimmer noch, Bier ausgegangen, wir müssen also zurück in die Zivilisation und machen uns dafür auf dem Weg zum North Pass. Die Strasse dorthin soll deutlich besser sein, als die furchtbare Piste zum South Pass, über die wir gekommen sind. Wir verlassen das Saline Valley nach Norden und treffen wieder auf den HW 395, auf den wir nach Süden mit dem Ziel Grand Canyon abbiegen.

Diese letzten zwei Wochen haben uns einige Extreme im Land der unbegrenzten Möglichkeiten anschaulich vor Augen geführt. Von der Abgeschiedenheit im Grand Staircase, über das glitzernde Spielerparadies in Las Vegas, ins schöne und reiche Florida, dann in die Wüste mit dem Warm Springs Hippie-SPA im Saline Valley. Mehr geht nicht!

3 Antworten auf „23. Das Tal des Feuers, eine kleine Auszeit und das Tal des Todes“

  1. hallo, Georg und Monika,
    Da wo Ihr jetzt seit waren wir am Schluss unserer Reise.
    Ihr seit ja von der Einsamkeit sooo verwöhnt, wenn Ihr die paar
    Leute, die man auf den Fotos sieht mit Münchner Stachus vergleicht.
    Kommt nur mal wieder heim, dann blüht Euch in Bezug
    auf Menschen und Verkehr fürchterliches.
    Weiterhin viel Glück und Freude.
    Liebe Grüße Mama.

  2. Liebe Monika, Lieber Georg
    wieder ein begeisternder Bericht !
    Es war toll euch zu Gast zu haben und einige sehr entspannte Tage mit euch zu verbringen. Von Pool zu Pool : welch ein Gegensatz.
    Wir sind mittlerweile wieder zuhause im SCHNEE !!
    Genießt die Fahrt zum Canyon und macht weiter so interessante Berichte zu schreiben !
    Wir hoffen dass euch weder Brot noch Bier ausgeht.

  3. Hallo ihr Zwei,
    wieder mal ein Hammer Bericht.
    Las Vegas , Cape Coral und dann zu den Warm Springs. ..
    Ist schon extrem; So sind Sie eben, die Amis ?.
    Und die Bilder sind auch mega.
    Eigentlich müsstest ihr jetzt eine Weile an den Warm Springs bleiben um die Wahnsinns Eindrücke zu verarbeiten.
    Aber das Bier war ja alle ?…
    Ich wünsch euch weiter alles Gute und hab euch auf dem ☂
    Liebe Grüße Chips.

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