10. Auf zum Alaska Highway…

Der Alaska Highway wurde während des II. Weltkriegs als Piste mit mehr als 10.000 Soldaten und brachialem Maschinenaufwand in gut 6 Monaten zwischen Dawson Creek und Whitehorse auf einer Länge von über 1.400 km buchstäblich durch die Wildnis gefräst. Alte Bilder in den Tourist Informations unterwegs lassen die unglaublichen Strapazen erahnen, denen die beteiligten Soldaten ausgesetzt waren.

Am ersten Tag fahren wir zunächst über den HW 40 teilweise im Regen von Jasper nach Grand Prairie und über den HW 43 weiter nach Dawson Creek. In Grand Prairie suchen wir uns zunächst eine Waschanlage, weil unser armer Toyota wegen der vielen Baustellen auf dem HW40 schrecklich aussieht. Zu dieser Zeit können wir noch nicht wissen, dass das Waschen des Toyotas zu einer unserer Lieblingsbeschäftigungen werden sollte. Wir übernachten in Dawson Creek auf dem Mile-0-Campground. „Mile 0“ weil hier der Alaka Highway beginnt. Er beginnt also in British Columbia (B.C.) und endet im Yukon Territory.

Weiter geht es über 450 km bis zur Übernachtung an einem hübschen namenlosem Moorsee. Auf dem Platz sehen wir eine Losung, die wir zuvor noch nicht gesehen haben und daher einem Bären zuordnen. Leider zeigt sich während unseres Aufenthalts keines der angeblich häufigen Tiere.

Namenloser Moorsee
Namenloser Moorsee

Am nächsten Tag geht es bei Sonne und Wolken weiter, vorbei an Fort Nelson zu den Liard River Hot Springs. Die Fahrt ist äußerst abwechslungsreich über Pässe und entlang von Flüssen und Seen. Da die Highways hier praktisch ständig durch Wald führen, wird wegen der Wildgefahr auf jeder Seite ein Streifen von 10 bis 20 Meter gerodet und baumfrei gehalten. Auf diesen Streifen gedeihen Gras und kleine Büsche, die dieses Gelände für die Wildtiere interessant macht.

An diesem Tag sehen wir am Straßenrand (ungelogen): mehr als 20 Bisons, mehr als 10 Berg-Schafe , 9 Schwarzbären, 6 Dall-Schafe , 3 Elche  und  1 Baumstachler

Mhmmm ... frischer Löwenzahn
Mhmmm … frischer Löwenzahn
Dall-Schaf
Dall-Schaf
Elchbulle beim Grasen
Elchbulle beim Grasen

Wir können unser „Jagdglück“ kaum fassen.

Einer der Bären wollte sogar gerne mitfahren, aber nachdem wir ihn nicht ins Auto gelassen haben, ist er auf unsere Motorhaube geklettert!

Bär sucht Mitfahrgelegenheit ?
Bär sucht Mitfahrgelegenheit ?
Vielleicht geht es hier irgendwo rein ?
Vielleicht geht es hier irgendwo rein ?

Ist erst mal eine witzige Begebenheit, zeigt aber, dass wir Greenhorns sind. Wenn ein Bär sich dem Auto nähert, so wissen wir inzwischen, dass er womöglich schon mal gefüttert wurde und man schnell wegfahren sollte. Denn es heißt: „a fed bear is a dead bear“ (Bären, die die Nähe zu Menschen suchen, werden rigoros erschossen).

Wir übernachten auf dem Liard River Hotsprings Campground, was die Nutzung der Hotsprings zum Baden einschließt. Am späten Nachmittag entspannen wir dann natürlich noch in den bis 42 Grad warmen Pools. Ein absoluter Traumtag !

Liard River Hot Springs
Liard River Hot Springs

Nachts beginnt es zu regnen und so fahren wir am Samstag im Regen nach Watson Lake weiter, wo die Hauptattraktion aus einem buchstäblichen Schilderwald besteht. Vor mehr als 50 Jahren haben Soldaten angefangen, dort Schilder (im weitesten Sinn) anzubringen, die sich auf ihre Heimatorte bezogen. Seitdem ist es Sitte, dass Reisende hier irgendwelche Schilder (Autokennzeichen, Ortsschilder, irgendwelche Verbotsschilder, bis hin zu Bratpfannen und Motorradhelmen) als Beweis ihrer Anwesenheit zurücklassen. Deren Anzahl ist inzwischen auf über 70.000 angewachsen und man kann locker eine Stunde durch diesen „Wald“ laufen und immer wieder mehr oder weniger originelle Schilder entdecken. Das ist irgendwie lustig, aber auch bizarr. Wir möchten eben alle gerne irgendwelche Fußstapfen hinterlassen.

Schilderwald in Watson Lake
Schilderwald in Watson Lake

Unterwegs erreichen wir Tetlin, eine Siedlung der First Nation, in der es auch ein Museum zu Ihrer Geschichte gibt, das leider geschlossen ist. Außerhalb gab es zumindest einige neue Totempfähle und  Kanus.

An Johnsons Crossing zweigt die geschichtsträchtige Canol Road (Canadian American Norman Oil Road) ab, der Highway 6 in Yukon. Im Zuge eines bald aufgegebenen Pipelineprojektes im zweiten Weltkrieg gebaut. Die Strasse ist nicht asphaltiert und wenig befahren. Wir wollen sie uns mal ansehen und biegen vom Highway 1 ab. Nach 5 km steht ein Schild „Road closed“. Schade, aber man kann ja trotzdem mal weiterschauen.

Einfahrt zur Canol Road. Ein Omen ?
Einfahrt zur Canol Road. Ein Omen ?

Nach 95 km ist die teils sehr holprige Piste dannn wirklich gesperrt und wir müssen umkehren. Wir begegnen an diesem Tag einem Auto, zwei Elchen, diversen Hasen und Eichhörnchen sowie einem Baumstachler. Da es ausserdem regnet sieht unser Toyota wieder mal aus wie nach einer Schlammschlacht. Waschen ist dringend angesagt.

Wir fahren weiter nach Whitehorse (auch „Wilderness City“ genannt) und übernachten wieder mal auf dem Walmart-Parkplatz. Auf dem Parkplatz gibt es ein erstaunliches Stelldichein von verschiedensten Wohnmobilen, u.a. ein amerikanischer „SCHOOL BUS“, der durch das geschickte weglassen einiger Buchstaben in „COOL BUS“ umtituliert wurde.

Buntes Völkchen
Buntes Völkchen

Hier treffen wir Edi und Brigitte aus der Schweiz, die seit 13 (!) Jahren unterwegs sind und ratschen angeregt mehr als eine Stunde mit ihnen (ihre Homepage www.waypoints.ch hat mehr als 16.000 Besucher). Zwischendurch gesellt sich ein Österreicher zu uns, der seinen hier gekauften Bedford Bus gerne zurück nach Österreich verschiffen möchte und ein deutschstämmiger Einheimischer, der uns seine Erfahrungen mit dem Dempster Highway und mit Mexiko erzählt. Unglaublich.

Vor der Weiterreise sehen wir uns noch die SS Klondike II, einen historischen Schaufelraddampfer (64m lang) aus dem Jahr 1937 an. Mit diesen Dampfern wurden seit der Goldrauschzeit Waren und Passagiere von Dawson nach Whitehorse transportiert. Flussabwärts in 1,5 Tagen, flussaufwärts in 4,5 Tagen, wenn alles gut ging. Der Dampfer ist in sehr gutem Zustand und anschaulich mit Waren und Einrichtung ausgestattet und vermittelt dadurch einen lebendigen Eindruck. Ein kleiner Film zeigt die Geschichte basierend auf historischen Originalbildern. Absolut sehenswert.

SS Klondike II
SS Klondike II
SS Klondike II - Warenlager
SS Klondike II – Warenlager

 

3 Antworten auf „10. Auf zum Alaska Highway…“

  1. sieht richtig gut aus, insbesondere die Bärenfotos. Wäre mit dem Känguruh gerne dabei.
    weiterhin viel Spaß und Grüße aus Bayern

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